Magdalena Krssakova (-63/4/JC Sirvan/W) behielt am 2. Wettkampftag des Grand-Slam-Turniers in Tel Aviv (ISR) im Kampf um Bronze gegen Gili Sharir (ISR/23. im IJF-Ranking) durch Ippon im Golden Score (nach 6:03 Minuten, 3. Shido für Sharir) die Oberhand.
„Ich fahre nicht zur World Tour, um dabei zu sein. Ich will aufs Podium, zumindest Rang 3“, hatte die Wienerin im Vorfeld gesagt. Gesagt, getan! Die 26-Jährige musste sich einzig Olympiasiegerin Tina Trstenjak (SLO) im Semifinale nach einer Netto-Kampfzeit von 7:46 Minuten mit Ippon (nach 3. Shido) geschlagen geben. Die Weltranglisten-Zweite war in einem auf hohem Niveau geführten Kampf letztlich die ein wenig abgebrühtere Kämpferin. Es war für die Wienerin die sechste Niederlage im siebenten Aufeinandertreffen, der zweite Sieg wäre aber durchaus möglich gewesen. Den bisher einzigen Erfolg hatte Krssakova bei der EM in Prag (im Viertelfinale) gefeiert. Trstenjak holte durch einen Finalerfolg über Landsfrau Andreja Leski den Turniersieg und einen 5.000-Dollar-Siegerscheck.
„Magda hat heute den ganzen Tag über richtig gut gekämpft. Gratulation zu dieser Leistung. Auch gegen Trstenjak wäre der Sieg möglich gewesen, das war extrem knapp“, lobte ÖJV-Sportdirektor Markus Moser. Die 26-Jährige zeigte in ihrem Auftaktkampf gegen Nadja Bazynski (GER) eine gute Leistung, bestimmte den Kampf und gewann schließlich im Golden Score nach 5:20 Minuten (3. Shido der Gegnerin). Im Viertelfinale lag sie gegen die Polin Agata Ozdoba-Blach (nach einer Beintechnik) schon mit Waza-ari zurück, drehte aber dank einer starken Willensleistung den Kampf und gewann noch mit Ippon (O-Soto-Gari nach 2:55 Min.).
Die Weltranglisten-Siebente Michaela Polleres (-70/als Nummer 5 gesetzt) musste hingegen eine bittere Auftakt-Niederlage gegen Anka Pogacnik mit Ippon (Sumi-gaeshi) hinnehmen. Gegen die Slowenin, Nummer 38 im IJF-Ranking, hatte sie schon bei der EM in Prag eine Vorrunden-Niederlage kassiert.
Nicht schon wieder! Wie schon in Prag geriet die 23-jährige Niederösterreicherin schnell durch eine Waza-ari-Wertung (Harai-goshi) in Rückstand. Beim Versuch, das vorzeitige Aus abzuwenden, lief Polleres nach 1:30 Minuten in einen Konter (Sumi-Gaeshi). Damit war der Kampf zu Ende, Österreichs Nummer eins schied zum dritten Mal in Folge (nach Prag und Doha) vorzeitig aus. „Das haben wir definitiv nicht erwartet. Aber Michi muss das schnell abhaken, sich aufs nächste Turnier vorbereiten“, so Markus Moser.
Den Männern erging es nicht besser: Eine fast unlösbare Aufgabe wartete auf Shamil Borchashvili (-81/LZ Multikraft Wels). Der 25-Jährige schaffte den erwarteten Pflichtsieg mit Waza-ari gegen Adrian Gandia (PUR). In Runde drei ging’s dann aber gegen Matthias Casse. Der Oberösterreicher lieferte gegen den belgischen Weltranglisten-Ersten und Vize-Weltmeister einen Kampf auf Augenhöhe. Im Golden-Score entschied nach 4:57 Minuten eine Unachtsamkeit – gab’s für Verlassen der Matte das dritte und entscheidende Shido.
Lukas Reiter (-73/JC Wimpassing) stand kampflos in Runde zwei, sein Gegner Telman Valiyef (AZE) brachte mehr als die höchstzulässigen 73 Kilogramm auf die Waage und wurde disqualifiziert. Gegen Alexandru Raicu (ROU), als 42. im IJF-Ranking um zwei Plätze besser klassiert als der Niederösterreicher, kam dann das vorzeitige Aus in Form von 3 Shidos (nach 3:56 Min.).
Zahlen und Fakten zum Grand Slam Tel Aviv 2021:
- Gastgeber Israel und Frankreich führen nach dem 1. Wettkampftag den Medaillenspiegel mit je 1 x Gold und 1 x Silber an. Die Sensation des 1. Tages war David Mammadsoy (AZE/-60). Der 25-Jährige, lediglich die Nummer 50 der Weltrangliste, setzte sich im Viertelfinale gegen den top-gesetzten Gusman Kyrgyzbaryev (KAZ) und im Finale überraschend gegen Temur Nozadze (GEO) durch. Shirin Boukli (FRA/-48) behielt im Kampf um Gold gegen Doppel-Weltmeisterin und Europameisterin Daria Bilodid (UKR) die Oberhand. Für Gastgeber Israel triumphierte die als Nummer 3 gesetzte Timna Nelson Levy (-57/Finalsieg gegen Sarah Leonie Cysique/FRA). Keine Überraschung war der Erfolg des Spaniers Alberto Gaitero Martin (-66/Nr. 2).
- Tel Aviv ist das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres und das zweite IJF-Turnier nach dem World Judo Masters in Doha. Es zählt zur Olympia-Qualifikation (bis 13. Juni, nach der WM stehen insgesamt noch 3 weitere Grand Slams, die EM in Lissabon und die WM in Budapest auf dem Programm).
- Aus dem 10-köpfigen ÖJV-Olympiakader fehlen verletzungsbedingt Sabrina Filzmoser (Meniskus-OP), Bernadette Graf (Knie, Innenbandverletzung) und Laurin Böhler (Kreuzbandriss- und Bandscheiben-Hals-OP), Daniel Allerstorfer will sich in Ruhe auf EM und WM vorbereiten.
- Europa stellt mit 327 Judoka (aus 38 Ländern) das Gros der insgesamt 422 TeilnehmerInnen aus 60 Nationen.
- Sporthistorische Dimensionen hat das Antreten von Ex-Weltmeister Saeid Mollaei (MGL/-81). Bislang war dem gebürtigen Iraner ein Start in Israel stets verwehrt geblieben.
- Insgesamt 50 AthletInnen sind in Tel Aviv dabei, die in der aktuellen Weltrangliste in den Top-10 (in ihrer Gewichtsklasse) aufscheinen – darunter auch Michaela Polleres, die Nummer 7 in der Kategorie bis 70 kg. In 4 der 14 Gewichtsklassen ist die jeweilige Nummer eins am Start.
- Für den Sieg gibt es US Dollar 5.000, für Platz zwei 3.000 $, die beiden Drittplatzierten kassieren jeweils 1.500 $.
- Die Finalblöcke sind ab 16 Uhr (MEZ) jeweils live auf ORFSport+ live bzw. im Livestream auf orf.at zu sehen.