19. Mai 2019

Den Tigers im Nacken

Bericht: Reinhold Pühringer, UJZ Mühlviertel | Foto: Christian Fidler

Das UJZ brennt im Bundesliga-Schlager gegen Galaxy zeitweise ein Feuerwerk an. Am Ende kassieren die Mühlviertler mit 6:8 die erste Saisonniederlage.

Auch wenn das 6:8 des UJZ Mühlviertel gegen Galaxy Wien die erste Saisonniederlage war, war da richtig Zunder drin. 
Vor allem weil die Heimischen im ersten Durchgang regelrecht ein Feuerwerk abbrannten, zur Halbzeit 5:2 voran lagen. Eine verrückte Partie!

Egal wie stark die streckenweise Performance des UJZ aber auch war, sagte UJZ-Trainer Martin Schlögl am Ende knapp: „Wir haben verloren.“ Nicht mehr, nicht weniger. Aus seiner Stimme war zu hören, dass er sich keinesfalls mit „eh gut gekämpft“ zufrieden geben wollte. Auch wenn mit Daniel Allerstorfer (Trainingslager), Driton Shala (Arbeit) und Tobias Weixelbaumer (krank) drei Stammkräfte fehlten. „Wir müssen weiterarbeiten“, richtete er stattdessen seinem Team aus.

Die Wiener wussten offenbar um die schwierige Aufgabe, boten sie doch heuer erstmals Legionäre auf. Mit dem zweifachen Vize-Europameister Yanislav Gerchev (2018, 2017) und dem Japaner Tatsuto Shima gleich zwei an der Zahl – und die brauchte der Meister auch. 

Dabei machten diese zunächst nicht einmal Stich. Nikolas Rechberger (-60), der in dieser Saison schon den deutschen Meister geschlagen hatte, erwischte Gerchev in der Verlängerung mit einem Feger. Ein Traumstart, der das Publikum gleich voll mitnahm. Bis 73 kg unterlag später Shima mit Samuel Gaßner einem anderen UJZ-Junior. Der Ottensheimer erwischte den flinken Asiaten ebenfalls im Golden Score, als er ihn aus einem der unzähligen Seoinage-Angriffe herauskonterte.

Dass es zu diesem Zeitpunkt „nur“ 2:1 für das UJZ stand und nicht sogar 3:0, lag an der letzten halben Minute der Partie zwischen Mario Wiesinger und Stefan Kudera. Wiesinger, der mit Waza-ari führte, bekam innerhalb von 19 Sekunden die zweite und dritte Strafe (sechs Sekunden vor dem Ende) jeweils für Raussteigen aufgebrummt, womit er das Match noch verlor.

Skurril: Gemessen an dessen Reaktion dürfte dem Kampfrichter nicht klar gewesen sein, dass das schon das dritte Shido gewesen war. Der Referee wollte danach nämlich den Kampf fortsetzen lassen. Auf Zurufe seiner Nebenleute reagierte er anfangs irritiert, erklärte dann sogar Wiesinger zum Sieger. Möglicherweise, weil er dachte, dass die Kampfzeit nun schon abgelaufen wäre.

Nachdem sich bis 81 kg Wojtek Kanik Nick Haasmann geschlagen geben musste, erhöhten die skandinavischen UJZ-Legionäre das Mühlviertler Punktekonto. Zunächst hielt Marcus Nyman (-90) sein Gegenüber Johannes Pacher fest, ehe sich Mathias Madsen und Sebastian Schneider einen Shido-Thriller lieferten. Dieser ging erst in der Verlängerung mit 3:2 an den Dänen. Eine knappe Kiste, mussten die Kampfrichter doch zwischen Raussteigen und Rausschieben entscheiden.

Zu diesem Zeitpunkt war dem UJZ, das mit 4:2 voran lag, schon viel aufgegangen. Dann kam Rainer Binder – und setzte noch einen drauf. Der nicht einmal 90 kg schwere Ersatz-Schwergewichtler geriet gegen Gabor Geier zwar mit Waza-ari in Rückstand, eine halbe Minute später übernahm der Hofkirchner allerdings einen O-uchi-gari-Angriff des Wieners auf Ippon. Die Halle stand Kopf.

„In solchen Momenten weiß ich, wofür ich trainiere“, jubelte der Fleischhacker, der vor vier Tagen seinen 29. Geburtstag feierte. Trainer Schlögl hatte insgeheim sogar ein klein wenig gehofft auf diese Überraschung. „Wenn er ohne Druck kämpfen kann, dann sind das genau seine Partien“, freute sich der Betreuer, der Binder nach dem Kampf in die Arme schloss.

Danach folgte ein Bruch in der Partie.
Ein Bruch, der freilich nicht ganz unerwartet kam. Schließlich war der UJZ-Höhenflug des ersten Durchgangs schwer fortzusetzen. So konnte sich Rechberger nicht noch einmal gegen den amtierenden EM-Zweiten aus Bulgarien durchsetzen. 

Außerdem stellte Galaxy um, zog Shima auf 66 runter, wo er Mario Wiesinger festhielt. Bis 73 kam es zu einer Neuauflage des U21-ÖM-Finals zwischen Gaßner und Mathias Czizsek. Auch diesmal mit dem besseren Ende für den Wiener, der den Ottensheimer letztlich aus einem Uchi-mata herauskonterte. Und spätestens nachdem bis 81 Haasmann den eingewechselten Jakob Wiesinger mit Waza-ari über die Zeit niedergerungen hatte, war klar, jetzt muss das UJZ schauen, hier überhaupt noch etwas mitzunehmen.

Zwar hielt Nyman auch Adam Borchashvili fest, jedoch unterlag Madsen dem raufgezogenen Pacher, der mittels Ura-nage das zweite Waza-ari machte. Letztlich lag es an Binder, hier doch noch den einen Punkt für das UJZ zu holen, doch das wäre vielleicht dann doch ein wenig zu kitschig gewesen. Am Ende unterlag er Schneider, wodurch das bittere 6:8 Faktum war. 

In der Tabelle fällt das UJZ zwischenzeitlich auf den vierten Platz zurück. Vor dem Sommer steht noch eine Runde an, in welcher die Mühlviertler am 7. Juni in Rauris gegen Pinzgau gefordert sind. 

Nach der Galaxy-Partie wurde in Niederwaldkirchen noch nicht gleich das Licht abgedreht. Party-Zelt, Kistensau, etwas Musik und die von Lukas Lindorfer organisierten Baumstämme zum Nageln sorgten noch einige Stunden gute Laune. Besonders bei letzterem wurden noch einige Treffer gelandet. Macht Lust auf mehr. In mehrerer Hinsicht.


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