Österreich ist bei den Olympischen Spielen in Paris mit insgesamt sechs Judoka vertreten. Wir stellen die ÖJV-Asse im Vorfeld der Sommerspiele im Detail vor. Folge sechs: AARON FARA (-100 kg/JC Sparkasse Wimpassing/NÖ).
Aaron Fara ist keiner, der sich im Normalfall unter dem Radar bewegt. Er fällt schnell auf, allein schon wegen seiner Größe. Sein Kampfstil ist aggressiv und von Risiko geprägt, seine Würfe, meistens Ausheber, sind spektakulär, mitunter auch seine Niederlagen. Die Konkurrenz liebt ihn, seines Kampfgeistes und seines Humors wegen. Selbst nach Misserfolgen ringt sich der 27-Jährige ein Lächeln ab. Das Herz trägt er auf der Zunge. Im ÖJV-Olympia-Team ist er Antreiber, Stimmungskanone und Trainings-Weltmeister in Personal-Union. Im Tennis würde man Aaron einen Playing-Captain nennen.
„Abhaken, weitermachen, positiv bleiben!“ Noch wartet Aaron Fara im Olympia-Jahr auf ein Erfolgserlebnis. Der Niederösterreicher, 2023 Grand-Slam-Sieger und Senkrechtstarter, verletzte sich ausgerechnet beim Heim-Grand-Prix in Linz am Knie und musste sich Ende April einer Meniskus-Operation unterziehen. Ganze drei Turniere und insgesamt nur sechs Kämpfe hat der 1,93-m-Hüne heuer bestritten. „Aber für Überraschungen bin ich immer gut, auch bei Olympia“, hofft Aaron. „Meine Ansprüche sind im letzten Jahr gestiegen. Ich traue mir seit Antalya absolute Spitzenleistungen zu.“
Eigentlich wollte der frühere Junioren-Europameister mit dem Judo und dem Hochleistungssport im Frühjahr 2023 wegen chronischer Erfolglosigkeit aufhören. Das Abschiedsgespräch mit ÖJV-Headcoach Yvonne Snir-Bönisch hatte er hinter sich. Nur ein, zwei Grand-Slam-Turniere wollte er noch bestreiten. Die Nennungen waren ohnehin schon abgegeben und die Flüge gebucht. Nebenbei schaute er sich bereits nach Möglichkeiten für einen beruflichen Neustart um. Ein paar Auslands-Jobs klangen vielversprechend.
Doch plötzlich lief alles wie geschmiert: Der Trainings-Weltmeister lieferte auch auf der World-Tour ab und wie: Der vermeintliche Aussteiger gewann neun seiner nächsten zehn Kämpfe, holte Silber in Taschkent und Gold in Antalya. Die einzige Niederlage fügte ihm Varlam Liparteliani (GEO), seines Zeichens Olympia-Zweiter von Rio und dreifacher Europameister, zu. „Dass Aaron Judo kann, wussten wir schon immer. Mit einem Schlag stimmte plötzlich auch die nötige Einstellung und der Fokus“, staunte Yvonne Snir-Bönisch.
1.700 Weltranglistenpunkte brachten Aaron zurück auf Olympia-Kurs. Seither prangt ein (tätowiertes) Kreuz auf seiner Brust. Der Glauben an Gott führte auch zum Glauben an die eigene Kampfstärke. Das Tattoo muss bei Wettkämpfen abgeklebt werden, so verlangen es die IJF-Regeln. Am Erfolgslauf 2023 änderte das nichts mehr. „Aaron ist in der Weltklasse angekommen“, urteilt die Chef-Trainerin.
Die Knieverletzung von Linz ist ausgeheilt. Das Knie schwillt nicht mehr an, auch die Schmerzen sind (fast zur Gänze) verschwunden. „Ich tue alles, um in Paris top-vorbereitet zu sein“, sagt Aaron und lächelt. Wie gesagt, die Ansprüche sind gestiegen.
ZUR PERSON – AARON FARA: Gewichtsklasse: Halb-Schwergewicht, – 100 kg (1. August). Alter: 27, Verein: JC Sparkasse Wimpassing/NÖ, Wohnort: Bad Erlach (NÖ), 6 EM-, 5 WM-Teilnahmen, bisherige Olympia-Teilnahmen: 0. Graduierung: 2. Dan; Sportliche Erfolge: Nummer 21 im IJF-Ranking, Grand-Slam-Sieger (Antalya 2023), dazu 2-facher Grand-Slam-Medaillengewinner (Silber Taschkent 2023, Bronze Abu Dhabi 2023), Junioren-Europameister Malaga 2016, Kampfbilanz 2024: 6 Kämpfe, 3 Siege (davon 2 mit Ippon, 1 x 2 Waza-ari), 3 Niederlagen ( 3 Ippon).