31. August 2023

Ernstfall Olympia

Der Internationale Judoverband und das Organisationskomitee Paris 2024 proben zwei Tage lang den Ernstfall. 60 nationale Judoka und 8 IJF-Kampfrichter:innen sind in der Champ de Mars Arena aufgeboten. Noch lässt sich der Eiffelturm direkt von der Matte aus bewundern. Nächstes Jahr, während Games Time, werden sämtliche Scheiben abgedunkelt und Tribünen für insgesamt 8.356 Personen aufgebaut sein. Auch die Außenzelte und der Aufwärmbereich stehen aktuell noch nicht im olympischen Ausmaß zur Verfügung. Für den Österreichischen Judoverband nutzt Headcoach Yvonne Snir-Bönisch die Gelegenheit, um schon Olympia-Luft zu schnuppern. Die Olympiasiegerin von 2004 über…

… ihren ersten Eindruck von der Olympia-Halle: „Die Aussicht auf den Eiffelturm ist wirklich atemberaubend. Aber diesen Blick – von der Matte aus, das Wahrzeichen zum Greifen nahe – wird’s bei Olympia nicht geben. Da stehen dann die Tribünen, die Matte wird TV-gerecht in Scheinwerferlicht getaucht. Alles andere wäre nicht TV-gerecht. Heute läuft natürlich noch alles ohne Hektik und Nervosität ab. Die IJF und auch die französischen Organisatoren sind Profis. Nächstes Jahr, von 27. Juli bis 3. August 2024 wird die Stimmung natürlich angespannter sein. Was mir gefällt: Die Halle wirkt riesig, alle Bereiche sind großzügig ausgelegt. Das Set-Up ist absolut olympia-würdig, erst recht, wenn dann die Tribünen und die Außenzelte dazu kommen.“

… den Austausch mit anderen Nationen: „Ich bin natürlich nicht die einzige, die dieses Test-Event zu einem Kurz-Besuch in Paris nutzt, um erste Eindrücke zu gewinnen. Das Team GB ist mit einer neun-köpfigen Delegation angereist, allen voran Frauen-Chefcoach Jamie Johnson. Die Japaner haben Keiji Suzuka aufgeboten.“

… den Ablauf des Test-Events: „Man muss sich das wie einen Testlauf mit allen nur möglichen Szenarien vorstellen. Vom nicht rechtzeitigen Erscheinen eines Athleten über Zeitverschiebungen, technische Ausfälle bis hin zum medizinischen Notfall. Alles wird geprobt, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Jeder französische Judoka, der heute hier kämpft, wurde einer Nation zugeordnet. Den Österreicher (in der Kategorie bis 73 kg) spielt ein 18-jähriger Junioren-Athlet mit Vornamen Zian. Er wurde als Nummer 3 gesetzt. Hoffentlich ist das ein gutes Omen fürs nächste Jahr…“

… Gastgeber Frankreich: „Jeder Judoka liebt das Grand-Slam-Turnier in Bercy, ich zähle mich da auch dazu. Diese ausgelassene, euphorische Stimmung – von Vorrundenbeginn bis zum letzten Finalkampf – gibt’s nirgendwo anders auf der Welt. Dieses (für Judoverhältnisse) Flair erhoffe ich mir auch in der Champ de Mars Arena während der Spiele.“

… die Erwartungen in ihrer Rolle als Judo-Austria-Headcoach: „Wir haben uns in Tokio die Latte selbst sehr hochgelegt – mit Silber für Michaela Polleres (- 70) und Bronze für Shamil Borchashvili (- 81). Wir hoffen auf sechs Einzel-Starter:innen wie in Tokio und – wenn’s optimal läuft – auch mit der Qualifikation für den Mixed-Team-Bewerb. Eine Medaille ist unser Anspruch, wenn’s zwei werden, wäre das ein absoluter Glücksfall. Michaela Polleres, Shamil und Wachid Borchashvili sowie Aaron Fara sind aktuell unsere heißesten Eisen. Generell gilt: Wir Europäer sollten den Heimvorteil auf Pariser Boden nutzen, aber auch hier liegt die Latte aus Tokio mit insgesamt 35 Medaillen – 6 davon in Gold – sehr hoch. Aber das sollte unser Anspruch sein: besser abzuschneiden als 2021. Die Resultate beim Masters in Jerusalem waren zuletzt vielversprechend.“

Foto-Copyright: IJF, Judo Austria


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