16. März 2021

Exklusiv-Talk

Das Interesse war groß: Vize-Europameisterin Magdalena Krssakova, 27, vom J.C. Sirvan/Wien, stand im ÖJV-Online-Workshop 60 Minuten lang Rede und Antwort.  Die wichtigsten Magda-Quotes im Überblick:

Wie sieht Dein Alltag als Judoka bzw. Heeressportlerin aus?

Magdalena Krssakova: „Seit Yvonne Bönisch als Headcoach für den ÖJV arbeitet, treffen wir uns in der Regel mit dem Olympia-Kader von Dienstag bis Donnerstag in Linz. Da trainieren wir 3 x pro Tag, abends stehen Randori-Einheiten auf dem Programm, untertags Kraft-Training, Koordination, Stretching, Laufen etc. An Samstagen hab‘ ich meistens nur eine Trainingseinheit, Sonntag ist frei. Jetzt, wo die Wettkampfsaison so richtig begonnen hat, sind die Umfänge relativ überschaubar. Ein Training dauert selten mehr als zwei Stunden. Aber die Intensität, sprich Trainings-Qualität, ist dafür richtig hoch. Es geht darum, starke Reize zu setzen, damit die Schnellkraft nicht verloren geht.“

Hat sich durch den Amtsantritt von Yvonne Bönisch am 2.1.2021 für Dich was verändert?

Krssakova: „Ich bin happy. Sie ist eine sehr gute Trainerin, die als Olympiasiegerin genau weiß, was eine Athletin/ein Athlet braucht, um Top-Leistungen bringen zu können. Sie geht sehr individuell auf unsere Bedürfnisse ein, hat für die Olympia-Vorbereitung einen klaren Plan. Mir gefällt das.“

Wie würdest Du die Rolle der Frau im Judo definieren?

Krssakova: „Das Beispiel von Yvonne Bönisch zeigt deutlich: Auch Frauen können es zum Headcoach schaffen. Gut ist, dass mit den Olympischen Spielen in Tokio erstmals komplette Geschlechter-Gleichheit herrscht. D.h. es gibt je 7 Gewichtsklassen und je 186 Aktive. Auch beim Preisgeld auf der IJF-World-Tour sind wir gleichberechtigt. Was Österreich betrifft: Bei uns haben in den letzten Jahrzehnten traditionell die Frauen die größeren Erfolge eingefahren. Aktuell wären 6 ÖJV-Judoka für Tokio qualifiziert, zwei Männer und vier Frauen.“

Seit wann ist für Dich Judo zum Beruf geworden?

Krssakova: „Seit 2012, nach der Matura. Da bin ich ins Heeressportzentrum aufgenommen worden, konnte von diesem Zeitpunkt an mindestens 2 x pro Tag trainieren. Zu AHS-Zeiten hab‘ ich im Schnitt nur 3 x pro Woche trainiert, höchstens 4 x. Im Nachhinein war das richtig gut. Deshalb bin ich jetzt noch nicht ausgebrannt. Dass ich nicht früher mit hartem Training begonnen habe, dafür sind in erster Linie meine Eltern verantwortlich. Sie wollten, dass ich die Schule abschließe.“

Wie hart waren für Dich Deine Verletzungspausen (nach Knie-Verletzungen)?

Krssakova: „Ich bin ja zum Glück bis jetzt ohne OP davongekommen. Einmal ist das Innenband im Knie gerissen, 2018, einmal das Außenband. Aber es ging immer ohne Operation ab – ich habe die Reha extrem ernst genommen. Zum Glück passierte das jeweils in einer Phase, wo keine großen Wettkämpfe anstanden. D.h. ich hatte nie das Gefühl, etwas zu verpassen. Ich hab‘ die Auszeit meistens dazu genutzt, Familie und Freunde zu treffen. Durch die Verletzung bist du plötzlich viel mehr zu Hause, hast für Wochen, Monate keine Trainingslager oder Wettkämpfe mehr.“

Hast Du eine Angstgegnerin?

Krssakova: „Angstgegnerin ist sicher zu viel gesagt. Ein spezielles Gefühl habe ich, wenn’s gegen die Israelin (Gili Sharir) geht, gegen die ich mich seinerzeit am Knie verletzt habe.“

Von  welcher Athletin hast Du am meisten gelernt bzw. profitiert?

Krssakova: „Im eigenen Team fällt mir natürlich Sabrina Filzmoser ein, von ihr kann man unglaublich viel lernen. Es gibt (fast) nichts, was sie noch nie erlebt hat. International gesehen ist Olympiasiegerin Tina Trstenjak vermutlich jene Kämpferin, von der ich mir am meisten abschauen konnte. Sie ist unglaublich ehrgeizig, steht im Normalfall als erste Athletin auf der Matte und ist nach dem Training meistens die letzte, die die Halle verlässt.“

Du musstest gegen Trstenjak lange auf Deinen ersten Sieg warten. Warum hat’s dann ausgerechnet in Prag geklappt?

Krssakova: „Das ist schwer zu erklären. In Prag hatte ich einen guten Tag, wusste genau, wie ich gegen sie kämpfen will. Ich hab‘ mir ihren Stil nicht aufzwingen lassen. Der Sieg war sehr gut fürs Selbstvertrauen – zuletzt in Tel Aviv hätte ich sie fast ein zweites Mal geschlagen. Sie holte Gold, ich wurde Dritte. Also spätestens jetzt weiß sie, dass sie gegen mich jederzeit verlieren kann.“

Setzt Du auf Mentaltraining?

Krssakova: „Aktuell hab‘ ich keinen Mentaltrainer. Aber ich weiß, an wen ich mich im Bedarfsfall wenden könnte. Es gibt eine Person, mit der ich schon einmal zusammengearbeitet habe. Damals hat es gut funktioniert. Generell gilt für mich: Ich bin sehr ehrgeizig und verliere mein Ziel, bei Großereignissen möglichst viele Medaillen holen zu wollen, nicht aus den Augen. Ich steh‘ auf Judo und trainiere gerne…. Motivationsprobleme sind mir fremd.“

Wie schwer fällt Dir das Gewicht machen vor Wettkämpfen?

Krssakova: „Aktuell sind’s 4 bzw. 4,5 Kilo, dich ich fürs Turnier abnehmen muss. Ich habe in den letzten Jahren einen Weg gefunden, wie ich trotz des Gewichtsverlusts im Wettkampf noch fit sein kann. Aber ich glaube, das funktioniert nur für mich persönlich. Das muss jeder individuell für sich herausfinden.“

Welche Tipps hast Du für Nachwuchs-Judoka, die im Moment kein normales Judotraining ausüben dürfen?

Krssakova: „Es ist für alle Vereine schwierig. Zuletzt gab’s zwar Lockerungen, aber die helfen im Judo auch nicht wirklich. Ich kann nur hoffen, dass möglichst wenige die Lust am Sport verlieren.“

 


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