Acht Jahre nach ihrem Sieg in Leonding, dem bisher letzten ÖJV-Heimsieg im Weltcup, belegt Sabrina Filzmoser (bis 57 kg) bei den European Open in Oberwart (dem Nachfolge-Turnier des Weltcups) hinter Megumi Ishikawa (JPN) Platz zwei. Kathrin Unterwurzacher (bis 63) verliert Kampf um Bronze und wird Fünfte. Hilde Drexler (bis 63) wird Siebte.
Seit dem Umzug des Turniers nach Oberwart im Jahre 2011 konnte noch kein Österreicher das Podest erklimmen. Diese Serie konnte am ersten Tag der diesjährigen Auflage durchbrochen werden.
Neo-Nationaltrainer Marko Spittka bei seiner Heimpremiere: „Es wurde heute schon einiges umgesetzt, was nach dem Grand Slam in Paris besprochen haben, was mich sehr zufrieden stimmt. Die Medaille ist vor allem für Sabrinas Kopf sehr wichtig. Die Jungen haben noch einige taktische Fehler gemacht, aber sich wacker geschlagen. Dass es bei Kathis Kampf um Bronze nicht ganz gereicht hat, wurmt mich natürlich. Aber das Wie hat mir gefallen.“
Ausgerechnet im Bodenkampf
Sabrina Filzmoser hält das Finale gegen Megumi Ishikawa, eine Kämpferin, die ihr für gewöhnlich nicht liegt, völlig offen. Wenige Sekunden vor dem Ende kann die Japanerin aber den Arm der 32-Jährigen bei einem Übergang in den Bodenkampf am Rücken fixieren und nützt dies zu einem Festhalter, aus dem für die zweifache Europameisterin kein Entrinnen mehr gibt. „Ich habe mit ihr schon viel am Boden trainiert. Als sie meinen Arm wusste ich, dass sie sich das nicht mehr nehmen lassen würde“, sagt Filzmoser, die aber im großen und ganzen positiv resümiert.
Das Finale ausgerechnet am Boden zu verlieren ist für Filzmoser schmerzhaft, denn in den Vorrunden spielt sie nämlich genau dort ihre Klasse aus. Sowohl die ukrainische Meisterin Shushana Hevondian, gegen die sie mit Yuko in Rückstand gerät, die brasilianische Weltranglisten-Zehnte Ketleyn Quadros, als auch die Französin Lola Benarroche hält sie am Boden die notwendigen 20 Sekunden fest. Im Halbfinale liefert sich die Welserin einen wahren Krimi mit Jovana Rogic. Gegen die serbische Siegerin des letztjährigen Grand Slams in Rio behält Filzmoser nur durch eine Bestrafung die Oberhand (Shido).
Beinahe den Kopf verloren
Kathrin Unterwurzacher reißt insbesondere mit ihrem Viertelfinal-Sieg über Natsumi Katagiri die Zuschauer von den Sitzen. Die U23-EM-Zweite macht nach einem mit Waza-ari bewerteten Wurf per Festhalter am Boden alles klar.
Geschlagen muss sich Unterwurzacher im Halbfinale der Japanerin Miki Tanaka geben. Die WM-Zweite von 2010 geht am Boden ohne Rücksicht auf Verluste zu Werke und nimmt die Lokalmatadorin bei einem Festhalter derartig fest in den Schwitzkasten, sodass die Österreicherin sogar aufgeben muss. „Ich glaube, ich war sogar für einen Moment bewusstlos“, meint eine etwas gezeichnete Unterwurzacher, als sie im Nachhinein versucht, die Situation zu rekonstruieren.
Im anschließenden Kampf um Bronze unterliegt sie mit Joung Da-Woon niemand geringerer als der Olympia-Fünften von London. Nach Ablauf der fünfminütigem Wettkampfzeit gibt lediglich eine Yuko-Wertung den Ausschlag zugunsten der Koreanerin.
Zum Auftakt schlug Unterwurzacher die ungarische WM-Dritte von 2007 Bernadett Baczko.
Strafen-Schlachten
Nichts für schwache Nerven sind die Kämpfe von Hilde Drexler. Die Kämpfe der Wienerin, die mit einem Freilos in das Turnier geht, gehen allesamt nur mit einer Strafe (Shido) Unterschied aus.
Den Anfang macht dabei die Französin Marielle Pruvost, die gleich eine Nuss darstellt. Das bessere Ende hat aber Drexler für sich. „Sie baut physisch von Kampf zu Kampf ab“, freut sich die Olympiateilnehmerin von London, dass die Französin zuvor bereits eine Runde in den Beinen hatte.
Ab dem folgenden Viertelfinale wendet sich jedoch das Shido-Glück. Sowohl gegen die slowenische U23-Europameisterin Nina Milosevic, als auch in der Trostrunde gegen die spätere Unterwurzacher-Bezwingerin Joung Da-Woon hat sie knapp das Nachsehen und beendet Turnier auf dem siebten Platz. „Ich bin nicht unzufrieden, weil ich im Gegensatz zum Grand Slam in Paris vor einer Woche diesmal mehr aus mir herausgekommen bin“, meint die 29-Jährige.
Von den weiteren fünf gestarteten Österreicherinnen gelingt Valentina Schauer (bis 48) ihr erster Sieg bei einem Turnier, für das es Weltcup-Punkte gibt. Tina Zeltner (bis 57), Marlies Priesner (bis 63) sowie die Debütantinnen Nicole Kaiser (bis 48) und Lisa Stelzer (bis 52) bleiben ohne Kampfgewinn.
Am Sonntag gehen aus heimischer Sicht noch Bernadette Graf (bis 70), Sarah Mairhofer und Christina Rakowitz (beide bis 78) auf die Matte.
Alle Wettkampflisten unter www.ippon.org