Die erste ÖJV-Vorstandssitzung nach der Sommerpause in St. Pölten stand ganz im Zeichen von zwei Hauptthemen: „Wir haben sehr offen und transparent die schlechte sportliche Bilanz 2025 analysiert bzw. aufgearbeitet. Nach vier Jahren großer Erfolge, sind die Medaillen diesmal ausgeblieben, stimmten größtenteils auch die individuellen Leistungen unserer Top-Asse nicht,“ betont Judo-Austria-Präsident Martin Poiger. „Sportdirektor Markus Moser und Headcoach Yvonne Snir-Bönisch haben versucht, für alle Kadersportler:innen den individuellen Ist-Zustand zu bewerten. Fakt ist: Wir sind physisch top-vorbereitet, haben uns einen Ruf als starke Konterangreifer:innen erarbeitet. Das technische Rüstzeug ist aber nicht bei allen top. Das wollen wir ändern – mit individuell abgestimmten Programmen und mit verstärkten Auslands-Aufenthalten. Wir werden bis zum Beginn der neuen Olympia-Qualifikation sehr hart daran arbeiten, dass wir trotz des durchgeführten Generationswechsels rasch an die Erfolge der letzten Jahre anknüpfen können. Was mich optimistisch stimmt: Medaillen-Garantin Michaela Polleres greift nach einer längeren Auszeit Ende des Jahres wieder ins World-Tour-Geschehen ein. Auch Lubjana Piovesana findet nach dem ungeklärten Tod ihres jüngeren Bruders langsam aber sicher wieder in den sportlichen Alltag zurück. So ein Unglück verkraftest du nicht von heute auf morgen, das braucht Zeit. Und Zeit braucht es natürlich auch, wenn man Top-Nachwuchs-Athlet:innen an die Weltklasse heranführen will. Wir müssen Geduld beweisen, gleichzeitig uns aber auch immer hinterfragen, ob wir die richtigen Schlüsse ziehen.“
Sportdirektor Markus Moser berichtete im Detail über die bereits durchgeführten Wettkampf- und Trainingsplanänderungen: „Wir wollen die Zeit bis Mitte nächsten Jahres, bis zum Beginn der Olympia-Qualifikation für Los Angeles 2028 bestmöglich nutzen. Grob gesprochen haben wir die Trainingszeiten entsprechend erweitert, großen Wert auf qualitative Randori-Einheiten im Ausland gelegt und die Wettkampf-Einsätze bis nächstes Jahr bei den meisten Athlet:innen reduziert. Wir sind überzeugt, am richtigen Weg zu sein.“
Sehr detailliert wurden auch die Leistungen in den Nachwuchs-Kadern analysiert, um auch die Aus- und Weiterbildung der U-21- und U-18-Athlet:innen entsprechend optimieren zu können.
Nicht nur die Athlet:innen werden „durchleuchtet“, ÖJV-Vorstandsmitglied Veronika Jakl initiierte ein Projekt zur nachhaltigen Entwicklung aller Judo-Austria-Nationaltrainer:innen – mit Hilfe von 360-Grad-Feedback, d.h. die Stärken und Schwächen der Coaches werden von allen Beteiligten (Funktionären, Sportdirektion, Athlet:innen, Betreuer:innen usw.) analysiert. In regelmäßigen Strategie-Gesprächen wird an der bestmöglichen Weiterentwicklung/Gruppendynamik gearbeitet.
Das zweite Hauptthema der ÖJV-Vorstandssitzung war die Zukunft der Sportförderung, die mit Einsparungen für alle Sportfachverbände einhergeht. Martin Poiger: „Die nächsten zwei Jahre werden sehr fordernd werden, zumal wir den Linz-GP wieder veranstalten und auch in die neue Olympia-Qualifikation starten. Wir setzen eine Arbeitsgruppe ein, die sehr intensiv an der idealen Budgetgestaltung für 2026 und 2027 arbeiten wird.“