3. Oktober 2022

Hält die Medaillen-Serie?

Montagnachmittag fliegen mit Katharina Tanzer (-48/SU Noricum Leibnitz/ST) und Marcus Auer (-60/Creativ Graz/ST) die ersten zwei von insgesamt 10 Judo-Austria-AthletInnen zur WM nach Taschkent (UZB, 6. – 13.10.). Mit an Bord der Turkish-Airline-Maschine sind auch ÖJV-Headcoach Yvonne Bönisch und Sportdirektor Markus Moser. Im Vorjahr in Budapest gab’s nach 11-jähriger Medaillenflaute mit WM-Bronze durch Michaela Polleres (-70/JC Wimpassing/NÖ) endlich wieder rot-weiß-rotes Edelmetall. „Die Hoffnung ist durchaus realistisch, dass wir auch aus Taschkent mit ein bis zwei Medaillen zurückkommen. Die größten Hoffnungen setzen wir auf unsere beiden Olympia-Medaillengewinner Michaela Polleres und Shamil Borchashvili“, meint Yvonne Bönisch. „Bis jetzt ist das Jahr 2022 noch nicht nach Wunsch verlaufen. Wir hätten uns bei der EM und auf der World-Tour deutlich bessere Ergebnisse erwartet. Dazu kommt, dass mit Magdalena Krssakova (-63/Schulter-OP) und Stephan Hegyi (+100/Kreuzbandriss im Knie) zwei HoffnungsträgerInnen bis Jahresende ausfallen. Aber vielleicht kehrt ausgerechnet bei der WM das Glück zurück. Punkto Vorbereitung hätten wir jedenfalls nichts besser machen können. Wir haben uns den nötigen Feinschliff bei Trainingslagern in den Niederlanden, Italien und Spanien geholt.“

Österreich wird im Einzel mit insgesamt 2 Frauen und 5 Männern vertreten sein (3 x OÖ, 2 x NÖ, 2 x ST), für drei bedeutet der Taschkent-Start eine WM-Premiere. Österreichs (Männer-) Nationalteam weilte Anfang des Jahres in der 3-Millionen-Einwohner-Metropole. Yvonne Bönisch. „Usbekistan ist eine Judo-Nation. Sie haben mehr als 100 Top-AthletInnen, die internationales Format haben. Bei Olympia hat Davlat Bobonov in der Kategorie bis 90 kg Bronze geholt. Die Usbeken waren als eine von 12 Nationen auch für den Mixed-Team-Bewerb in Tokio qualifiziert.“ Die Erinnerungen ans letzte Trainingslager fallen gemischt aus: „Die Trainingsbedingungen waren top, auch die Gastfreundschaft der Organisatoren. Aber wir wurden am Ende fast alle Corona-positiv getestet. Zum Glück haben sich bei uns die Symptome in Grenzen gehalten.“

Katharina Tanzer und Marcus Auer kommen im Mixed-Team nicht zum Einsatz, für sie ist der Rückflug nach Wien am 7.10. gebucht. Eigens für den WM-Mixed-Team-Bewerb – 17 Nationen haben genannt – werden am 10.10 noch drei ÖJV-AthletInnen (Lisa Grabner, Maria Höllwart, Samuel Gaßner) nachfliegen. Sportdirektor Markus Moser: „Im Moment rangieren wir in der Weltrangliste nur auf Platz 42 – hinter Nationen wie Burundi, Gabun, Guinea, Madagaskar oder Kenia. Im Hinblick auf Paris werden wir ab sofort bei jedem wichtigen Mixed-Team-Wettkampf antreten. Das Wunschziel wäre, bei den Olympischen Spielen 2024 auch mit einem Team dabei zu sein.“

Das ÖJV-Aufgebot im Detail:

Frauen (4), -48 kg: Katharina Tanzer, 27 Jahre, SU Noricum Leibnitz/ST, 19. im IJF-Ranking, 1. WM-Teilnahme, heuer schon zweimal unter den Top-3, 3. beim Grand-Slam in Tiflis (Juni) und 3. bei den European Open in Prag. Persönliche Erwartungshaltung: „Ich möchte bei meinem WM-Debüt möglichst weit kommen und viele Weltranglisten-Punkte für die Olympia-Qualifikation sammeln. Druck verspüre ich keinen, ich würde sagen: Je wichtiger das Turnier, desto stärker bin ich normalerweise. Ich war schon zweimal bei Grand-Slam-Turnieren auf dem Stockerl, ich traue mir das auch bei der WM zu. Vorausgesetzt, Auslosung und Tagesform passen.“ Einsatz: Do., 6. Oktober, 1. Wettkampftag.

-70 kg: Michaela Polleres, 25, JC Wimpassing/NÖ, 14. der aktuellen Weltrangliste, 4. WM-Teilnahme (3. Budapest 2021, 5. Tokio 2019, 2018 in Baku unplatziert), heuer trotz Trainingsrückstand 5. bei der EM in Sofia, 5. beim Grand-Slam in Tel Aviv, zuletzt Siegerin bei den Heim-European Open in Oberwart, Olympia-Silbermedaillengewinnerin Tokio 2021, WM-3. in Budapest (ebenfalls im Vorjahr). Erwartungshaltung: „Ich möchte wie in Budapest wieder eine Medaille holen. Damals wäre sogar der WM-Titel möglich gewesen, die Semifinal-Niederlage gegen die spätere Weltmeisterin Barbara Matic im Golden Score war unglücklich. Ein Monat später, bei den Olympischen Spielen, habe ich sie geschlagen und Olympia-Silber geholt. 2022 war ein durchaus schwieriges Jahr mit der Gehirnerschütterung im Februar und anschließender Covid-Erkrankung. Für Taschkent fühle ich mich in Top-Form.“ Einsätze: Montag, 10. Oktober, 5. Wettkampftag; dazu auch im Mixed-Team, Do., 13.10.

Mixed-Team, -57 kg: Lisa Grabner, 20, JC Wimpassing/NÖ, Nr. 97 der Weltrangliste, 1. WM-Teilnahme, 3. der Junioren-EM in Luxemburg 2021, 7. der Junioren-WM in Olbia (ITA) 2021, heuer noch keine internationalen Platzierungen, EM-Starterin in Sofia; Einsatz: 13.10.

Mixed-Team, +70 kg: Maria Höllwart, 23, ESV Sanjindo Bischofshofen/S, 1. WM-Teilnahme, startet im Einzel normalerweise – 78 kg (140. In der Weltrangliste), Ergebnisse 2022: 7. beim European Cup in Dubrovnik, 5. der Unter-23-EM 2021 in Budapest. Einsatz: 13.10.

Männer (6), -60 kg: Marcus Auer, 19, Creativ Graz/ST, 11. der Junioren-Weltrangliste, dadurch für WM startberechtigt, schaffte es im buchstäblich letzten Moment ins Aufgebot, 1. WM-Teilnahme, bei der Junioren-WM in Guayaquil (ECU, 10. August) unplatziert, 2022: 1. bei den Junioren-Europacups in Lignano/ITA und Coimbra/POR, 3. beim Junioren-Europacup in Graz. Erwartungshaltung: „Ich kann auch noch nächstes Jahr als Junior starten. Die WM in der allgemeinen Klasse ist für mich eine Draufgabe. Ich will Erfahrungen sammeln, mich möglichst teuer verkaufen. Jeder Sieg wäre ein Erfolg. Ich will mein bestes Judo zeigen, das ist mir speziell bei der Junioren-EM in Prag zuletzt nicht gelungen.“ Einsatz: Do., 6. Oktober, 1. Wettkampftag.

-81 kg: Shamil Borchashvili, 27, LZ Multikraft Wels/OÖ, Nr. 9 der Weltrangliste (damit wie Olympiasieger Takanori Nagase/JPN, Shooting-Star Joonhwan Lee/KOR, zuletzt 2-facher Grand-Slam-Gewinner, und Ex-Weltmeister Sagi Muki/ISR ungesetzt, 3. WM-Teilnahme (bislang ohne Platzierung), Ergebnisse 2022: 2. beim Grand-Slam in Ulaanbaatar (MGL, Juni), EM-Siebenter in Sofia; Olympia-Bronzemedaillengewinner Tokio 2021, betreibt erst seit 2018 Hochleistungssport (als Zeitsoldat). Erwartungshaltung: „Ich habe noch in Tokio gesagt: Jetzt habe ich eine Olympia-Medaille, nun geht’s für mich darum, Titel zu holen. Ich weiß, dass ich an einem perfekten Tag alle schlagen und WM-Gold holen kann. Die Vorbereitung war top. Ich fühle mich aktuell stark, habe zuletzt daran gearbeitet, technisch variantenreicher und daher schwerer ausrechenbar zu werden.“ Einsätze: So., 9.10., 4. Wettkampftag, Mixed-Team: 13.10.

-90 kg: Wachid Borchashvili, 24, LZ Multikraft Wels/OÖ, Weltranglisten-Nr. 50, 1. WM-Teilnahme, jüngster der drei Borchashvili-Brüder, war 3. bei der Unter-23-EM 2019, heuer u.a. Zweiter bei den European Open in Oberwart, 3. bei den European Open in Prag, bei der EM in Sofia unplatziert. Erwartungshaltung: „Ich werde körperlich immer besser, habe weiter an Muskelmasse zugelegt. Ich werde in der Kategorie bis 90 kg immer konkurrenzfähiger. Ich glaube, ich bin in Taschkent für eine Überraschung gut.“ Einsätze: Montag, 10.10., 5. Wettkampftag, Mixed-Team: 13.10.

-100 kg: Aaron Fara, 25, JC Wimpassing/NÖ, Nr. 101 im IJF-Ranking, 4. WM-Teilnahme (nach 2018, 2019, 2021 – jeweils unplatziert), hat heuer erst zwei internationale Wettkämpfe bestritten, Sieger beim European Open in Madrid. Erwartungshaltung: „Ich habe einen Ruf als Trainingsweltmeister. Es wäre an der Zeit, meine Leistungen aus dem Training endlich auch in einem wichtigen Wettkampf zu beweisen. So hart wie in den letzten Monaten habe ich noch nie gearbeitet.“ Einsätze: Dienstag, 11.10, 6. Wettkampftag, Mixed-Team: 13.10.

+100 kg: Daniel Allerstorfer, 29, UJZ Mühlviertel/OÖ, Nr. 43 der Weltrangliste, 4. WM-Teilnahme (7. 2017 in Budapest), Olympia-Teilnehmer 2016 in Rio de Janeiro, 2022: EM-7. in Sofia, 3. bei den European Open in Oberwart, 7. bei den European Open in Prag. Erwartungshaltung: „Ich war schon 2016 bei Olympia, würde auch gerne 2024 in Paris mit dabei sein. Bei der WM in Taschkent geht’s für mich darum, möglichst viele Weltranglisten- und Olympia-Qualifikationspunkte zu sammeln. Bei meiner WM-Premiere vor fünf Jahren in Budapest war ich Siebenter, eine Platzierung wäre auch in diesem Jahr mein Ziel. Ich habe in den letzten Monaten insgesamt 10 kg abgenommen, bin jetzt so schnellkräftig wie noch nie.“ Einsätze: Mittwoch, 12.10., 7. Wettkampftag, Mixed-Team: 13.10.

Mixed-Team, -73 kg: Samuel Gaßner, 21, UJZ Mühlviertel/OÖ, 225. im IJF-Ranking, 1. WM-Teilnahme, 2022: 5. bei den European Open Oberwart; Junioren-WM-Fünfter 2019 Marrakesch. Einsatz: Mixed-Team: 13.10.

Trainingspartner: Kimran Borchashvili (-66/LZ Multikraft Wels/OÖ, ältester der Borchashvili-Brüder mit 28 Jahren);

BetreuerInnen: Yvonne Bönisch, Headcoach, Robert Krawczyk, Nationaltrainer, Markus Moser, Sportdirektor, David Geber, Physiotherapeut.

ÖJV-Präsident und EJU-Generalsekretär Martin Poiger reist auf Einladung der IJF nach Taschkent.

Zahlen und Fakten zur WM bzw. zum ÖJV-Aufgebot:

© Wolfgang Eichler

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