21. Oktober 2021

Härtetest für Shamil

Noch sind’s zwei Wochen bis zum Grand-Slam-Turnier in Baku (5. – 7. November). In der aserbaidschanischen Hauptstadt wird Olympia-Bronzemedaillengewinner Shamil erstmals wieder nach Tokio ins Wettkampfgeschehen eingreifen. Den „Feinschliff“ für Baku holte sich der 26-jährige Oberösterreicher beim einwöchigen Randori-Training in Georgien, genauer nach Gori, die Geburtsstadt von Josef Stalin. Im Judo-Austria-Interview zieht der Weltranglisten-Achte (-81 kg) eine Bilanz.

Warum bist Du alleine zum Training nach Georgien geflogen?

Shamil Borchashvili: „Ich bin eingeladen worden – und wenn Georgien ruft, sagt man nicht Nein. Georgien ist komplett Judo-verrückt. Im Olympia-Medaillenspiegel waren sie im Judo die viertbeste Nation – mit insgesamt 4 Medaillen, einer davon in Gold. Bei der Passkontrolle am Flughafen haben sie meinen Namen im Pass gesehen und gemeint: Da gibt es einen Österreicher namens Borchashvili, der hat in Tokio Bronze geholt. Als ich ihnen gesagt habe, das bin ich, war die Kontrolle beendet. Ich musste nur mehr Autogramme schreiben.“

Gori gilt selbst unter Georgiern als „totes Nest“. Nur Höhlenforscher und Historiker lassen sich dort sehen…

Borchashvili: „… und die besten Judoka des Landes. Olympia-Silbermedaillengewinner und Weltranglisten-Leader Lasha Shavdatuashvili (-73) war einer meiner Haupttrainingspartner. Aber es stimmt schon, außer Judo gibt’s dort nicht viel. Ich habe zweieinhalb Stunden am Tag Randori mit unterschiedlichen Gegnern absolviert, dazu noch eine Kraft- oder Technikeinheit. Es war richtig intensiv – eine bessere Grand-Slam-Vorbereitung hätte ich mir nicht wünschen können. Jeder meiner 15 – 20 Trainingspartner war ein absoluter Weltklassemann. Wichtig war mir nur, dass ich mit niemandem aus meiner Gewichtsklasse trainieren muss. Ich habe bewusst nur mit -73-ern und -90-ern gekämpft. Die müssen sich vor mir nicht verstellen, brauchen nicht zu taktieren. Punkto Judo war es jedenfalls top. Aber ehrlich gesagt war ich froh, dass ich nach acht Tagen wieder nach Österreich durfte. Anders ausgedrückt: Mein erster Kaffee in Wels war der reinste Genuss. So was findest du in Gori nicht.“

Wie sehr freust Du Dich auf Baku?

Borchashvili: „Die Vorfreude ist groß. Ich kann’s kaum noch erwarten, wieder auf der World Tour kämpfen zu können. Die Bundesliga-Vorrunde in Linz wird eine gute Generalprobe. Ich fühle mich jedenfalls stärker denn je. Gegenüber Tokio habe ich sicher noch ein bisschen an Muskelkraft zugelegt. Baku kann kommen!“

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