3. September 2022

Im Nebenjob Veranstalter

Roland Poiger ist im bürgerlichen Beruf Amtsleiter der Stadt Oberwart. Der 46-Jährige, 2-facher Familienvater, dirigiert die Stadtgeschäfte. An diesem Wochenende ist er auch Veranstalter der European Judo Open. 80 freiwillige HelferInnen sorgen mit dem zehnköpfigen Kernteam und dem Österreichischen Judoverband dafür, dass das größte heimische Judoturnier mit 283 AthletInnen aus 38 Nationen reibungslos abläuft. Zum bereits 12. Mal gastiert die internationale Judo-Elite im Burgenland, zum 10. Mal im Rahmen der European Tour. Mit JUDO AUSTRIA sprach Roland Poiger über die Herausforderungen als European-Open-Veranstalter, über seine Einsatze als IJF-Top-Schiedsrichter und die Zusammenarbeit mit Bruder Martin, seines Zeichens auch ÖJV-Präsident und Generalsekretär der Europäischen Judo Union.
Roland, 3.000 Nächtigungen, 283 Top-AthletInnen aus 37 Nationen. Dazu ein genauer Zeitplan. Wieviele schlaflose Nächte bereiten Dir die European Open in diesen Tagen?

Roland Poiger: „Die Vorrunde am 1. Wettkampftag hat planmäßig um 10 Uhr begonnen, der Finalblock um 16 Uhr. Wir hatten bislang nur kleinere Verletzungen. Mit Samuel Gaßner stand ein Österreicher im Kampf um Bronze. Also ich glaube, wir können bislang einigermaßen zufrieden sein. Für uns als Gastgeber ist der Sonntag sicher der stärkere Tag. Was die Qualität des StarterInnen-Feldes haben wir heuer den Jackpot gezogen – mit sechs OlympiasiegerInnen und dem Comeback von Lasha Bekauri. Sein Start ist in Georgien das Thema Nummer eins. Aber auf die schlaflosen Nächte zurückzukommen: Die größten Sorgen haben uns die Flugstreichungen und -verschiebungen, besonders am Freitag, bereitet. Im Schnitt hatten alle Delegationen mehr als eine Stunde Verspätung. Ich kann mich bei den Busfahrern nicht oft genug bedanken, sie waren unglaublich flexibel, haben alle Situationen gemeistert. Zum Glück haben es letztlich alle Teams rechtzeitig zum Wettkampf nach Oberwart und Bad Tatzmannsdorf geschafft. Ruhig wird’s für mich frühestens am Mittwoch, würde ich sagen.“
Wie wichtig ist so ein European-Open-Turnier für Oberwart und Judo Austria?
Poiger: „Wir sind als Veranstalter extrem beliebt, das lässt sich an den TeilnehmerInnen-Zahlen ablesen. Das liegt zum einen an der zentralen Lage und der Tatsache, dass man aus einigen Nachbarländern problemlos mit dem Auto anreisen kann. Das liegt aber auch an unserem Judo-Know-how, das wir uns seit 2011 angeeignet haben. Aber natürlich müssen wir zugegeben, dass wir langsam aus allen Nähten platzen. Auf Dauer macht ein IJF- oder EJU-Turnier in Linz wahrscheinlich mehr Sinn. Aber Oberwart ist gerne bereit, Meisterschaften oder Nachwuchs-Turniere zu veranstalten. Wir stehen immer bereit.“
Du zählst als Kampfrichter zur absoluten IJF-Elite. In Oberwart lässt du andere Österreicher ran. Wie sieht deine Zukunft als Kampfrichter aus?
Poiger: „Hier hat mein Job als Veranstalter Vorrang. Ich hatte heuer bereits 6 Einsätze auf der IJF-World-Tour. Letztes Jahr war ich bei den Paralympics in Tokio mit dabei. Im Moment bin ich die Nummer 9 in Europa. Noch fehlt mir ein WM- und Olympia-Einsatz. Ich wäre ein schlechter Kampfrichter, würde ich dieses Ziel nicht anstreben. Ich fühle mich bereit.“
Dein Bruder Martin ist ÖJV-Präsident und EJU-Generalsekretär, Du bist Oberwart-Veranstalter und Landesverbandspräsident im Burgenland. Wie läuft die Zusammenarbeit in Sachen Judo zwischen euch?
Poiger: „Wir sind definitiv nicht immer derselben Meinung. Aber wir wissen, wie der jeweils andere tickt. Der Erfolg gibt uns recht.“


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