5. September 2017

ÖJV-Präsident: „Sind stärker, als es Ergebnisse widerspiegeln“

Zwar blieb die erhoffte Medaille für Österreich bei den Judo-Weltmeisterschaften in Budapest aus, mit Platz sieben durch Daniel Allerstorfer am Samstag nahmen die Titelkämpfe aus heimischer Sicht jedoch einen versöhnlichen Abschluss. Im ÖJV ist man um Rückschlüsse für künftige Großereignisse bemüht.

„Wir sind überzeugt, dass unsere Vorbereitung optimal verlief und wir stärker sind, als es sich in den Ergebnissen widerspiegelt“, erklärte ÖJV-Präsident Dr. Hans Paul Kutschera. Aus dem Abschneiden sollen nun die nötigen Rückschlüsse für die Zukunft gezogen werden. „Es gilt nun zu analysieren, warum am Tag X die zuvor mehrmals erbrachten Leistungen nicht abgerufen werden konnten“, so der Präsident. In die selbe Kerbe schlägt auch Sportdirektor Markus Moser. „Aktuell haben wir ein starkes Team, besonders die jungen AthletInnen konnten gute Leistungen abliefern. Die Medaille beim Jahreshöhepunkt haben wir allerdings nicht gewonnen“, so Moser, der bereits erste Maßnahmen andenkt: „Um die konstant guten Ergebnisse der laufenden Saison auch bei den Höhepunkten abrufbar zu machen, werden wir in der nächsten Zeit verstärkt an ergänzenden Maßnahmen wie zum Beispiel dem mentalen Bereich arbeiten. Dadurch werden wir unser Team noch besser gewappnet auf den Weg Richtung Olympische Spiele 2020 in Tokio senden“, betonte der Sportdirektor.

Daniel Allerstorfer (UJZ Mühlviertel), mit 24 Jahren der Älteste im Herren-Team, sorgte mit Rang sieben für die beste österreichische Platzierung in der Laszlo-Papp-Arena. Zugleich holte der olympiaerfahrene Mühlviertler in der Gewichtsklasse über 100 Kilogramm damit das beste WM-Ergebnis seiner bisherigen Karriere. „Dank Daniels siebtem Rang haben wir das Ziel bei den Männern, eine Platzierung zu erkämpfen, erreicht. Die Leistung der beiden Kämpfer in der Klasse über 100 Kilogramm war schwer in Ordnung. Zwar hat sich Laurin etwas unter seinem Wert verkauft, aber grundsätzlich können wir bei den Herren mit dem WM-Ergebnis zufrieden sein“, bilanzierte Herren-Bundestrainer Patrick Rusch.

Dem WM-Debütanten Stephan Hegyi (S.C. Hakoah, +100 kg) fehlte nur ein einziger Kampfsieg auf den Einzug in den Finalblock. Er musste sich zwar im Achtelfinale geschlagen geben, besiegte auf dem Weg dorthin allerdings u.a. den japanischen Olympia-Silbermedaillengewinner von 2016, Hisayoshi Harasawa. Lukas Reiter (JC Wimpassing, -73 kg) und Laurin Böhler (LZ Vorarlberg, -100 kg), die in Budapest ebenfalls ihre ersten Weltmeisterschaften in der allgemeinen Klasse bestritten haben, konnten wertvolle Erfahrungen auf der WM-Matte sammeln. Mit einem Durchschnittsalter von 21,5 Jahren hat das rot-weiß-rote Herren-Aufgebot seine Blütezeit noch vor sich. Das große Ziel sind die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.

Bei den Damen waren Magdalena Krssakova (JC Sirvan, -63 kg) und Bernadette Graf (JZ Innsbruck, -78 kg) knapp an einer Platzierung dran, für beide kam die Endstation im Achtelfinale. Krssakova drängte bei ihrer WM-Premiere die Olympiasiegerin und amtierende Weltmeisterin, Tina Trstenjak aus Slowenien, an den Rand einer Niederlage. In einem wahren Krimi musste sich die Wienerin erst im Golden Score beugen. Bernadette Graf, erstmals bei einem Großereignis in der Kategorie bis 78 Kilogramm am Start, bot Mayra Aguiar (BRA), der Olympia-Dritten von Rio, im Achtelfinale einen über weite Strecken offenen Kampf und überzeugte dabei vor allem mit ihrem Einsatz.

Überraschend kam das Zweitrundenaus von Kathrin Unterwurzacher (JZ Innsbruck, -63 kg). Die Weltranglistenzweite scheiterte ebenso wie Allerstorfer und Graf an einer Brasilianerin. Die mit Abstand erfahrenste österreichische Athletin bei der Budapest-WM war die 37-Jährige Sabrina Filzmoser. Die Welserin (-57 kg) nahm zum zwölften Mal an Welttitelkämpfen teil. Mit einer Niederlage gegen die Serbin Rogic in Runde eins endete der Auftritt Filzmosers allerdings frühzeitig. „Bei den Damen fällt das Gesamtergebnis enttäuschend aus. Das ist sehr schade, weil die Mädels sehr hart trainiert haben. Wir werden aber weiterarbeiten. Es ist ärgerlich, dass es keine Platzierung für uns gab“, so das Resümee von Damen-Bundestrainer Marko Spittka.

Der erstmals bei einer WM ausgetragene Mixed-Teambewerb endete mit einem Sieg Japans. Silber holte die Mannschaft aus Brasilien vor Frankreich und Südkorea. Die Disziplin wird 2020 erstmals Teil des olympischen Programms sein. Auch im Medaillenspiegel war Japan das Maß aller Dinge. Acht WM-Titel – mehr als die Hälfte – gingen an das Mutterland des Judosports. Als beste europäische Nation nahm Frankreich Position zwei ein.

IJF-Präsident Marius Vizer war von den Leistungen der Athleten angetan: „Es wächst eine neue Generation heran und ich denke, wir sind am besten Weg dazu, die beste Judo-Generation aller Zeiten bei den Olympischen Spielen 2020 zu sehen.“ Auch die Organisation des Großereignisses war auf einen hohen Level: „Es waren großartige Weltmeisterschaften. Insbesondere nach den Olympischen Spielen in Rio letztes Jahr“, so Vizer.

Foto: ÖJV/Carlos Ferreira


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