Das Olympic Training Camp in Mittersill (OTC) – mit 781 Judoka aus 50 Nationen, darunter 14 Olympiasieger:innen, 7 Weltranglisten-Erste, 5 aktuelle Weltmeister:innen, das wohl bestbesetzte Trainingslager der Welt – läuft noch bis Dienstag. Ein Teil der Top-Nationen reist am Wochenende ab, Österreichs 86-köpfige Delegation bleibt (großteils) bis zum Ende. ÖJV-Headcoach Yvonne Snir-Bönisch lässt im Judo-Austria-Gespräch die Geschehnisse der letzten Tage Revue passieren.
Noch sind’s drei Wochen bis zum ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres (in Paris) und vier Monate bis zu den Weltmeisterschaften in Doha (7. – 14.5.) – wie zufrieden bist du mit dem Stand der Vorbereitungen?
Yvonne Snir-Bönisch: „Sehr zufrieden! Mittersill dient für uns als erste Standortbestimmung und gibt uns die Chance, sich täglich mit zig Weltklasseleuten zu messen. Auch viele unserer Jungen haben diese Möglichkeiten weidlich ausgenutzt. Unser Top-Team hat zusätlich zum Randori-Training auch ein paar Krafteinheiten absolviert. Auf mich machen speziell Michaela Polleres und Shamil Borchashvili schon einen sehr guten Eindruck. Die Formkurve steigt auch bei den Langzeit-Verletzten Magdalena Krssakova, Stephan Hegyi und Laurin Böhler. Letztere werden schon beim Grand-Prix in Portugal Ende Jänner am Start stehen. Von den Jungen wie Elena Dengg, Verena Hiden, Marcus Auer, Daniel Leutgeb, Vache Adamyan oder Aslan Papoyan erhoffen wir uns, dass sie verstärkt in der allgemeinen Klasse anschreiben und sich unter den Top-100 in der Weltrangliste etablieren. Das wäre gleichbedeutend mit der Startberechtigung für die WM.“
Was macht den Reiz von Mittersill aus?
Snir-Bönisch: „Seit 29 Jahren trifft sich die Judo-Weltelite Mitte Jänner in Mittersill. Ich war schon als Jugendliche öfter hier. Die Mischung aus jungen Wilden und Top-Stars führt dazu, dass hier eigentlich jeder an sein Limit gehen kann. Junior:innen kämpfen mit Weltmeister:innen. Nicht zu vergessen, dass die Stimmung Anfang des Jahres immer sehr entspannt ist. Jedem bleibt bekanntermaßen noch ein bisschen Zeit, in World-Tour-Form zu kommen. Man trifft sich beim Training oder in der Lobby, plaudert und verbringt die freien Stunden gemeinsam. Mittersill ist die optimale Mischung aus Entspannung und harter Arbeit. Was 2023 dazu kommt, ist die Freude aller, dass es keine großen COVID-19-Einschränkungen mehr gibt. Das Getummel in der Halle spricht Bände.“
Auch die Verletzungen halten sich zum Glück noch in Grenzen, oder?
Snir-Bönisch: „Kleine Wehwechen hat fast jeder. Der Boden in der Halle ist mitunter ein bisschen rutschig. Richtig schwer erwischt hat’s bis jetzt nur einen Ungarn (Oberschenkel-Muskelabriss) und einen Franzosen (doppelter Beinbruch). Ich hoffe, wir bleiben bis zum Ende von schwereren Verletzungen verschont. Das gilt ganz besonders für unsere drei Comeback-Athlet:innen.“
Wie geht’s nach Mittersill weiter?
Snir-Bönisch: „Nächste Woche treffen wir uns drei Tage am Olympiastützpunkt Oberösterreich. Da geht’s dann nur mehr um Kleinigkeiten und technische Finesse. Dann geht’s nach Portugal (GP Almada) und Frankreich (Grand-Slam Paris).“