Die Zahlen sprechen für sich: Der OÖ-Grand-Prix in Linz steht auch im nach-olympischen Jahr hoch im Kurs: Insgesamt 465 Judoka aus 53 Nationen sind für die dritte Auflage von 7. bis 9. März genannt. Deutlich mehr, als bei den ersten beiden Grand-Slams in Paris und Baku. Auch die Qualität kann sich sehen lassen: Nicht weniger als neun Olympiasieger geben sich ein Stelldichein, dazu Dreifach-Weltmeister Tato Grigalashvili (GEO) – er gibt in Oberösterreich seine Premiere im Mittelgewicht (-90 kg) -, Leichtgewichtler Francisco Garrigos (ESP/-60) und der Weltranglisten-Zweite Matthias Casse (BEL/-81), um nur einige zu nennen. Gastgeber Österreich stellt mit 36 Aktiven die größte Delegation, gefolgt von Frankreich (26) und Ungarn (23). Die größten Siegchancen darf man der Olympia-Fünften Lubjana Piovesana (-63/LZ Hohenems/V), ihres Zeichens auch Weltranglisten-Fünfte, zubilligen. Beim Grand-Slam in Baku (AZE) gelang ihr – im Finale um Bronze – ein Sieg gegen Weltmeisterin Joanne Van Lieshout (NED). Das Heimturnier in Linz ist für die 28-Jährige der letzte Test vor der EM Ende April in Podgorica (BIH) und die WM im Juni in Budapest (HUN). Lebensgefährte Laurin Böhler (-100) muss wegen einer akut gewordenen Knieverletzung für den OÖ-Grand-Prix passen. „Ich habe ihm verboten, an meinem Wettkampftag in die Halle zu kommen. Wenn er in der Halle ist, bin ich ungleich nervöser und kämpfe schlechter. Wenn er mich unbedingt live sehen will, dann muss er sich in den oberen Rängen verstecken, so wie bei den Olympischen Spielen in Paris“, erzählt „Lulu“ mit einem Augenzwinkern. Ihr Motto: „Ich denke seit Paris nicht zu viel über Platzierungen und Weltranglisten-Punkte nach, versuche mich nur auf meine Kämpfe zu konzentrieren und Spaß zu haben. Ich war ja knapp drei Jahre weg vom Fenster, musste pausieren. Als ich wiederkam, war ich anfangs viel zu verkrampft, habe es zu sehr mit der Brechstange versucht.“
Judo-Austria-Headcoach Yvonne Snir-Bönisch kennt die Sorgen ihres Schützlings selbst nur zu gut: In jungen Jahren, als Athletin, war die einstige Olympiasiegerin und Vize-Weltmeisterin Yvonne Snir-Bönisch alles andere als ein „Heim-Turnier“-Typ. „Ich war ein richtiger Angsthase, habe den Druck, vor der eigenen Familie und Freunden kämpfen zu müssen, nicht als angenehm empfunden, um es charmant zu sagen. Am liebsten hätte ich Turniere in meiner näheren Umgebung, Potsdam und Berlin, ausgelassen.“
Jetzt, als Headcoach von Judo-Austria, gewinnt sie dem Oberösterreich-Judo-Heim-Grand-Prix in der Linzer TipsArena ausnahmslos positive Seiten ab. „Dem ÖJV stehen als Gastgeber pro Gewichtsklasse vier Startplätze zu – dadurch bekommen auch eine Reihe von Nachwuchs-Athleten eine Chance, World-Tour-Flair zu schnuppern. Und wir können uns als Sportart drei Tage lang einem breiteren Publikum präsentieren, die Fernseh-Präsenz nicht zu vergessen“, weiß die 43-jährige Deutsche in rot-weiß-roten Diensten. Der Linz-Grand-Prix ist ihr längst ans Herz gewachsen: „Die Stimmung in der Halle ist richtig gut, die Athlet:innen fühlen sich wohl. Und du triffst alle, die im österreichischen Judo Rang und Namen haben.“
Ausnahmslos positive Gedanken hat Junioren-Weltmeisterin Elena Dengg (-70/ESV Sanjindo Bischofshofen/S) ans Heimturnier. „Mein angeschlagenes linkes Knie ist wieder voll einsatzfähig, ich freue mich auf meine erste volle Saison in der allgemeinen Klasse und auf meinen Saisonauftakt in Linz. Meine Mama, Christine, wird in der Halle mit dabei sein. Damit entfällt das übliche Telefonat mit ihr – ist mir der persönliche Kontakt doch eindeutig lieber. Meistens bin ich dann auch besser, wenn sie mir vor Ort die Daumen drückt.“
Noch sind’s 10 Tage bis zum ersten Wettkampftag…