1. Juli 2022

Wochenend-Pendler

Olympia-Bronzemedaillengewinner Shamil Borchashvili kommt aktuell nicht zur Ruhe: Knapp 14 Stunden nahm die Rückreise von der Mongolei nach Wels in Anspruch. Freitag fliegt der 27-jährige Oberösterreicher bereits wieder nach Berlin, am Samstag steht mit dem UJKC Potsdam beim Zweitplatzierten Annen die nächste (deutsche) Bundesliga-Runde an. 3 Kämpfe hat der Neo-Legionär in seiner ersten Bundesliga-Saison in Deutschland bereits bestritten, alle gewonnen. JUDO AUSTRIA sprach mit ihm vor dem Abflug.

Wie sieht Deine persönliche Bilanz der 10-tägigen Mongolei-Reise (Grand-Slam, Trainingslager) aus?

Shamil Borchashvili: „Die Rückreise schlaucht. Aber Ulaanbaatar war für mich absolut eine Reise wert. Rang 2 beim Grand Slam, danach richtig gute, intensive Randori-Trainingseinheiten mit den Japanern, Niederländern und Mongolen. Ich hab‘ ein paar Mal mit Ryuju Nagayama (-60, Weltranglisten-Zweiter, Ulaanbatar-Sieger) trainiert, um seine Technik, seine Schnelligkeit quasi aus erster Hand kennenzulernen. Es hat richtig Spaß gemacht.“

Wie bewertest Du Deinen 2. Rang mit ein paar Tagen Abstand?

Borchashvili: „Die Enttäuschung über die Finalniederlage war nach einem Tag vergessen. Die Geschichte von Joonhwan Lee ist natürlich cool: Er ist 20, kommt auf die World Tour als Nobody und gewinnt seine ersten zwei Turniere, schlägt der Reihe nach Olympiasieger, Weltmeister und Olympia-Medaillengewinner…. Aber ich kann dir versprechen: Er ist schlagbar. Ich habe gegen ihn schlecht agiert, anfangs die falsche Taktik gewählt. Beim nächsten Mal passiert mir so ein Fehler nicht mehr.“

Du warst jetzt die komplette Zeit mit Headcoach Yvonne Bönisch alleine unterwegs (weil Polleres, Tanzer und Allerstorfer COVID-bedingt absagen hatten müssen). Wie sehr schätzt Du die Zusammenarbeit mit ihr?

Borchashvili: „Es war natürlich schade, dass die anderen positiv getestet wurden. Auch sie hätten in Ulaanbaatar die Gelegenheit gehabt, wertvolle Olympia-Punkte zu sammeln. Für mich war es insofern positiv, dass ich ständig mit Yvonne trainieren konnte. Das ist ein bisschen wie Economy- und Business-Class – in der letzteren bekommst du mehr Aufmerksamkeit. Das habe ich intensiv aufgesaugt.“

Zeit für Pause bleibt keine, Du kämpfst am Wochenende gleich wieder. Warum?

Borchashvili: „Ich kämpfe für Potsdam, für den Heimat-Verein von Yvonne. Das macht Spaß – ich bin mit dem Ungarn Krisztian Toth gemeinsam Legionär. Bis jetzt haben wir (beide) alle unsere Kämpfe gewonnen. Bei mir waren es konkret drei Kämpfe, drei Ippon-Siege. Samstag wartet Annen. Die Konkurrenz ist mit der World Tour aber nicht zu vergleichen. Bis jetzt hatte ich noch keine Top-Stars, es waren keine allzu schweren Kämpfe.“

Du bist leichter denn je, schwörst auf eine Diät. Wie geht’s Dir dabei?

Borchashvili: „Wir haben nur mehr zwei Jahre bis Paris 2024. Ab sofort versuche ich die letzten zwei, drei Prozent auszunützen, die den Unterschied machen sollen. Das heißt, ich ernähre mich streng nach (Diät-) Plan. Süßigkeiten, Snacks sind nicht mehr die Regel, nur die Ausnahme. Fakt ist: Ich habe 82,5 kg Normalgewicht. D.h. ich muss vor den Wettkämpfen kaum noch abnehmen, um – 81 kg kämpfen zu können. Der Unterschied zu vorher ist eklatant. Ich fühle mich jetzt viel stärker.“

Du wirst jetzt auch ein Fernstudium beginnen, sagst selber über Dich: Du versuchst Dich, auf Judo und Ausbildung zu fokussieren. Ist das vereinbar?

Borchashvili: „Ich versuche Prioritäten zu setzen. Judo hat bis Paris 2024 in jeder Hinsicht Vorrang. Ich versuche alles dem Sport unterzuordnen, um dort – im Idealfall – Gold holen zu können. Das Studium ist zwar Nebensache, aber ich brauche auch mental Herausforderungen. Ich glaube, das wird mir gut tun.“

Wann bist Du (außer in der dt. Bundesliga) das nächste Mal im Einsatz?

Borchasvili: „Beim Zagreb-GP von 15. bis 17. Juli. Ich will heuer noch möglichst viele Olympia-Qualifikationspunkte sammeln, um möglichst früh als Fixstarter festzustehen. Im Moment bin ich Weltranglisten-Fünfter. Das ist ein gutes Gefühl.“


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