14. Feber 2021

Ergo statt Matte

ÖJV-Ausnahmeathletin Sabrina Filzmoser wird am Bundesstützpunkt in Linz am Ruder- und Rad-Ergometer sitzen und am Comeback arbeiten, während ihre Olympiakader-KollegInnen Dienstagvormittag in den „Judo Air“-Charterflieger zum Grand Slam nach Israel steigen. Das Kurz-Interview mutiert zur Standort-Bestimmung.

Wie weh tut’s, dass Du in Tel Aviv nicht dabei bist?

Sabrina Filzmoser: „Ich bin froh, nach der Meniskus-OP endlich wieder schmerzfrei zu sein. Der Eingriff war nicht zu umgehen. Jetzt geht’s darum, wieder schnell fit zu werden. Ich hab‘ insgeheim gehofft, dass sich Tel Aviv ausgeht. Aber ich hab‘ dann recht schnell auf Dr. Barthofer hören müssen, dass es fürs Comeback Geduld und Zeit braucht. Ich verwende jetzt meine ganze Energie dafür, das Knie wieder stabil zu bekommen bzw. punkto Muskelaufbau und Kondition wieder ganz den Anschluss zu schaffen. Um das Gefühl auf der Matte mach‘ ich mir keine Sorgen, das wird schnell wiederkommen. Ich habe schließlich genügend Kampf-Erfahrung in den letzten 20 Jahren gesammelt.“

Du trägst im Training ein Tokio-Leiberl. Wie sieht Dein ganz persönlicher Olympia-Fahrplan aus?

Filzmoser: „Ich rechne fix damit, die Qualifikation zu schaffen. Aber dazu sind noch einige Ranglistenpunkte nötig. Wann ich wieder in die World Tour einsteigen kann, ist schwer zu sagen. Ob sich schon Anfang März der Grand Slam in Taschkent ausgeht oder erst ein paar Wochen später Tiflis, das werde ich gemeinsam mit (Trainerin) Yvonne Bönisch entscheiden. Zu große Eile, das habe ich in den letzten Wochen lernen müssen, macht keinen Sinn.“

Der Grand Slam kann nur stattfinden, weil die IJF 3 Charterflieger organisiert hat, die eine Extra-Landegenehmigung für den eigentlich gesperrten Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv haben. Zahlt sich dieser Aufwand aus?

Filzmoser: „Ein großes Dankeschön an den Internationalen Verband. Die IJF kämpft – im Sinne der AthletInnen – um die eigenen Turniere. Schließlich geht’s um eine möglichst faire Olympia-Qualifikation und  auch darum, dass unser Judo-Zirkus wirtschaftlich am Leben leben bleibt. Ich freue mich, dass es mit dem Grand Slam klappt, auch wenn ich zu Hause bleiben muss.“

Wie schätzt Du die ÖJV-Tel-Aviv-StarterInnen für Tel Aviv ein. Wer macht für Dich im Training den besten Eindruck?

Filzmoser: „Von den sechs, die hinfahren, haben alle das Zeug, ganz vorne zu landen. Magda (Krssakova) war beim Masters in Tel Aviv ganz knapp an einer Medaille dran, sie ist voll im Olympia-Modus. Schongang – das Wort kennt sie nicht. Magda gibt in jedem Training 100 Prozent. Michi (Polleres) ist nicht umsonst in Israel als Nummer fünf gesetzt. Dass sie zwei Turniere ohne zählbares Ergebnis blieb, das kann ihrem Selbstvertrauen nichts anhaben. Ich würde sagen, die Zeit ist reif für die nächste Top-Platzierung. Bei den Männern hat von der Papierform her Stephan (Hegyi) die besten Karten. Er ist so etwas wie ein Tel-Aviv-Spezialist, hat dort schon EM-Bronze gewonnen. Letztes Jahr war er Fünfter. Die Formkurve von Shamil (Borchashvili) ist stark steigend. Er lernt bei jedem IJF-World-Tour-Turnier dazu. Einziger Knackpunkt: Er darf nicht zu viel wollen, dann wird er leichtsinnig und macht taktische Fehler. Wenn er sein Temperament im Griff hat, ist Shamil richtig gefährlich. Aaron (Fara) hat eine lange Durststrecke hinter sich. Aber ihn darfst du nie abschreiben, Aaron kann an einem guten Tag jeden Gegner mit einem Wurf überraschen. Ihm würden Olympia-Ranglisten-Punkte guttun. Das gilt ganz besonders auch für Lukas (Reiter). Er hat schön öfter gezeigt, dass er keinen Respekt vor großen Namen hat. Wenn er noch nach Tokio will, braucht er dringend zählbare Resultate!“


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