ÖJV-Präsident Martin Poiger und Olympia-Medaillengewinner Pepi Reiter (1984 L.A., -65 kg) unternahmen Montag eine Auslandsreise der besonderen Art. Zielort: Edingburgh in Schottland. Zielperson: Dr. George Kerr, 87, einstiger ÖJV-Erfolgscoach, Vater des rot-weiß-roten Judo-Wunders der 80er-Jahre.
Zugegeben, mit dem Wort „Judo-Legende“ sollte man sehr sorgsam umgehen. Er, freilich, hat diese Einstufung mehr als verdient: Dr. George Kerr, 87-jährig, seines Zeichens Ehrenpräsident von British Judo, Träger des 10. Dans, ist wahrlich eine lebende Judo-Legende.
Sein Leben im Zeitraffer: George kam im Alter von acht Jahren zum Judo, wurde als Aktiver Europameister, studierte vier Jahre lang an der Nihon-Universität in Japan, fungierte zweimal bei Olympischen Spielen als Referee und war dann 13 Jahre lang (von 1977 – 1989) für Judo Austria als Headcoach der Männer zuständig. In dieser Zeit gewann er mit seinen Schützlingen – Robert Köstenberger, Pepi Reiter, Peter Seisenbacher, um nur drei zu nennen – u.a. 2 x Olympia-Gold, einen WM- und zwei EM-Titel. Als zweiter Brite nach Charles Palmer bekam der Schotte den 10. Dan (höchstmögliche IJF-Graduierung) verliehen. Der japanische Kaiser Akihito zeichnete ihn mit dem Orden der aufgehenden Sonne mit goldenen Strahlen aus, Queen Elizabeth schlug ihn zum Ritter und in Schottland wurde er in die Sports Hall of Fame aufgenommen. Auch heute noch, im 88. Lebensjahr, steht Dr. George Kerr zweimal die Woche auf der Matte. „Judo ist mein Leben, Österreich neben Schottland und mit Japan meine zweite Heimat. Die Zeit mit dem ÖJV hat mein Leben zum Positiven verändert.“
Das Treffen von Poiger und Reiter mit dem Ehrenpräsidenten von British Judo war von langer Hand vorbereitet. Montagabend wurde es Realität. „Ein ganz spezieller und emotionaler Abend“, meinten Martin und Pepi unisono. Als kleines Gastgeschenk gab’s – neben Mozartkugeln und Speck – die aktuelle ÖJV-Nationalteam-Jacke. „Einmal Österreicher, für immer Österreicher im Herzen“, wie George Kerr lächelnd anmerkte.
