Der Europäische Judo-Verband rüstet für die Judo-Europameisterschaften in Prag (CZE/19. – 21. November). 409 Starter aus 42 Nationen werden erwartet. Drei Covid-Tests pro Person inklusive. Die Junioren-EM in Porec (von Mittwoch bis Freitag bzw. U-23-EM dann ab Montag) dient als wichtige Bewährungsprobe. ÖJV-Präsident Martin Poiger ist als EJU-Büroleiter in alle organisatorischen Belange eingebunden. In einem Kurz-Interview (nach dem 1. Wettkampftag) gibt der Burgenländer erste Einblicke.
600 Tests waren schon bei der Unter-21-EM im Vorfeld nötig. Die Auslosung musste um einen halben Tag, der erste Wettkampfblock um mehrere Stunden nach hinten verschoben werden. Macht dieser Aufwand hier in Porec wirklich Sinn?
Martin Poiger: „Absolut. 250 Personen vom lokalen kroatischen Organisationskomitee, dazu 30 Leute vom Europäischen Verband sind hier im Einsatz. Wir sorgen dafür, dass 356 Nachwuchs-AthletInnen zu ihrem Recht kommen, um EM-Medaillen kämpfen zu können. 37 Nationen sind unserem Ruf gefolgt. Wir leben hier auf einer Art Campus, können zu Fuß in die Halle gehen, ohne groß auf fremde Personen zu treffen. Der Grand Slam in Budapest oder unser Länder-Vergleichskampf gegen Deutschland haben es eindrucksvoll bewiesen: Mit einem strengen Gesundheitskonzept ist Kampfsport trotz Coronavirus möglich. Wir hatten 600 Tests in den letzten zwei Tagen, davon waren 595 negativ. Fünf AthletInnen aus fünf Ländern mussten heimgeschickt werden (Kontaktpersonen befinden sich in 10-tägiger Quarantäne). Nicht weniger als 32 Nationen hatten ausnahmslos negative PCR-Tests – dazu zählte auch Österreich. Zugegeben, die Abwicklung mit den kroatischen Behörden war mitunter aufwendig. Wir haben den Zeitaufwand unterschätzt – das wird uns bei der EM (der allgemeinen Klasse) in Prag mit Sicherheit nicht nochmals passieren. Da müssen die Teams einen Tag früher anreisen.“
D.h. Porec wird konkret als Testlauf für Prag hergenommen?
Poiger: „Nicht jedes Detail lässt sich auf Prag umlegen. Aber natürlich sind wir auch hier, um den Ernstfall EM zu proben. Es macht zu hundert Prozent Sinn, unsere Sicherheits-Auflagen einem strengen Praxis-Test zu unterziehen. Die Gesundheit der TeilnehmerInnen ist nicht verhandelbar – wir schauen sehr genau darauf, dass alle Auflagen peinlichst genau eingehalten werden. Trotz der aktuellen Umstände ist die Junioren-EM für Porec eine Win-Win-Situation – das gilt auch für den Europäischen Verband.“
Wer garantiert, dass es nicht noch zu Infektionen kommt?
Poiger: „Schon beim World-Tour-Re-Start in Budapest lief alles in geordneten Bahnen. Auch da hatten wir kaum positive Fälle. Einzig das italienische Team musste zurückziehen, weil sie im Betreuerstab bzw. unter den Aktiven mehrere Infektionen zu beklagen hatten. Hier in Porec sind es gerade mal ein paar Einzelfälle. Das Contact Tracing funktioniert. Alle unsere SportlerInnen sind mittlerweile zig-fach getestet. Sie haben fixe TrainingspartnerInnen. Das Ansteckungsrisiko ist kalkulier- und vertretbar. Das beweisen die nackten Zahlen. So halten wir den Leistungssport am Leben. Was soll daran falsch sein?“
Prag ist derzeit Risikogebiet, hat Ausgangssperren verhängt. Wie geht das?
Poiger: „Wir stehen im ständigen Austausch mit den Behörden. Wir fordern zwei Tests im Vorfeld, einen nach Ankunft. Ausgelost werden nur AthletInnen, die drei negative Tests binnen weniger Tage vorweisen können, die alle Quarantäne-Bestimmungen auf Punkt und Beistrich eingehalten haben. In Prag geht’s für die AthletInnen nicht nur um EM-Titel und -Medaillen, sondern auch um Olympia-Qualifikationspunkte. Unser Nationalteam trainiert bis zu 14 Mal pro Woche. Die freuen sich auf die EM, die wissen, das Risiko ist absolut kalkulierbar. Für Prag haben 409 AthletInnen aus 42 Nationen genannt. Das Gros der Top-Leute lässt sich die EM nicht entgehen.“
Und die tschechische Regierung hat nichts dagegen?
Poiger: „Auch die sehen, dass unser Konzept funktioniert. Sie machen Ausnahmen für Fußball, Eishockey und Judo – für Top-Sport-Events ohne Zuschauer-Beteiligung. Das ist natürlich nicht ganz das, was wir uns ursprünglich vorgestellt hatten. Die Halle wäre an allen Tagen ausverkauft gewesen. Die Tschechen haben mit Lukas Krpalek, seines Zeichens Olympiasieger, Weltmeister, Nummer 1 der Weltrangliste und 2-facher Europameister, einen Lokalmatador – das Wort Super-Star ist nicht übertrieben. Eine Judo-Party war vorprogrammiert. Die wird es jetzt in dieser Form nicht geben… Egal ob er den Titel holt oder nicht.“
Wann wird Österreichs Aufgebot bekanntgegeben?
Poiger: „Wir warten das Nationalteam-Trainingslager in St. Johann (bis Sonntag) ab. Dann erst wird Patrick Rusch das Aufgebot offiziell bekanntgeben. Verletzungsbedingt gibt’s derzeit noch ein, zwei Fragezeichen.“