18. Oktober 2020

Das Blitz-Comeback

Sabrina Filzmoser ist zurück. Nur 52 Tage nach dem Kreuzbandriss im rechten Knie feiert die 40-jährige Oberösterreicherin in Oberwart ihren 14. Staatsmeistertitel. Die entscheidende Wertung im Finale gegen Lisa Grabner gelang mit dem (angeschlagenen) rechten Bein. „Ich fühle mich phasenweise noch unsicher, aber das Knie hat gehalten, auch beim entscheidenden Wurf.“

Die dreifache Olympia-Teilnehmerin und 2-fache Ex-Europameisterin soll nächste Woche beim Grand Slam in Budapest ihr Comeback auf internationaler Ebene feiern. „Ich freue mich drauf, aber ich denke im Moment noch von Tag zu Tag. Mein Vertrauen ins Knie wird zunehmend größer.“

Sabrina Filzmoser holte damit auch den vierten Titel für LZ Multikraft Wels (nach Daniel Leutgeb/-60, Kimran Borchashvili/-66, Shamil Borchashvili/-90). Für Oberösterreich gab’s insgesamt 5 Titel, gefolgt von Wien (4), Niederösterreich und Salzburg (je 2).

Das vielleicht spektakulärste Final-Duell lieferten sich Marko Bubanja (Galaxy Judo Tigers) und Aaron Fara (JC Wimpassing) in der Kategorie bis 100 kg. „Ich war heute der klügere von uns beiden, habe nur auf einen Fehler von Aaron gewartet“, gab sich der 24-jährige Wiener zufrieden. Für den Grand Slam in Budapest muss er noch kräftig Gewicht verlieren. „Mir fehlen noch gut fünf Kilo, um bis 90 kg antreten zu können.“

Die Weltranglisten-Fünfte Michaela Polleres war bei den Österreichischen Staatsmeisterschaften in Oberwart erwartungsgemäß eine Klasse für sich: Die 23-jährige Niederösterreicherin gewann alle ihre drei Kämpfe vorzeitig, das längste Duell (im Finale) dauerte 1:41 Minuten. Für das ÖJV-Aushängeschild war es der dritte Staatsmeistertitel.

Ein zweites Highlight des zweiten Wettkampf-Tages war der Finalkampf in der Kategorie -90 kg. Normalerweise tritt Shamil Borchashvili in der Kategorie -81kg an, jetzt nach der langen Wettkampfpause entschied er sich für einen Start in der nächsthöheren Kategorie. „Es hätte vor dem Grand Slam in Budapest keinen Sinn gemacht, zweimal knapp 8 kg abzunehmen. Da hätte ich zu viel Kraft verloren“, meinte der 25-jährige Welser.

Normalerweise trainiert er gemeinsam mit Johannes Pacher, in Oberwart kam’s nach langer Pause wieder zu einem Wettkampf-Duell. „Beim Bundesliga-Final Four in Gmunden (November 2019) hatte Jo den besseren Tag, diesmal war’s ich“, lächelte Shamil. „Ich habe einen Moment, nach dem Uchi-mata, zu viel riskiert, er hat mich beinhart ausgekontert“, erklärte Johannes Pacher. Auch er lächelte: „Mir ist während des Kampfes ein kleines Hoppala passiert, meine Hose ist im Schritt gerissen, ich musste mir von einem Kollegen (Michael Niederdorfer) eine Hose borgen.“

Nächste Woche, beim Re-Start der IJF-Tour in Ungarn, werden Shamil Borchashvili und Johannes Pacher wieder in getrennten Gewichtsklassen starten.

Um ein Haar wäre Olympiakader-Athletin Magdalena Krssakova schon in ihrem ersten Poolkampf gegen Asimina Theodorakis (WAT Stadlau) gescheitert. Nach längeren Diskussionen wurde eine Ippon-Wertung ihrer Gegnerin vom Kampfgericht annulliert. „Der Fehler ist mir schon öfter passiert. Es war eine Schrecksekunde. Ich bin froh, dass es am Ende doch noch für den Titel gereicht hat.“

Im Duell der Schwergewichte (+100 kg) setzte sich Stephan Hegyi gegen Rio-Olympiastarter Daniel Allerstorfer durch. Der 24-jährige Wiener gewann mit Ippon durch Würgegriff. „Sich gegen Dani durchzusetzen, ist alles andere als leicht. Der Sieg ist gut fürs Selbstvertrauen – speziell nach der langen Wettkampfpause.“

Organisatorisch zog man eine mehr als zufriedene Bilanz. Veranstalter Roland Poiger: „Das Sicherheitskonzept hat sich bewährt und wurde penibel umgesetzt. Durch die vier getrennten Wettkampfblöcke konnten wir die Personenanzahl in der Halle geringhalten.“ Zuschauer waren diesmal nicht erlaubt, pro Verein war nur ein Coach zugelassen. Abseits der Matte herrschte Maskenpflicht.

Die Ergebnisse, Österreichische Staatsmeisterschaften, Oberwart, 2. Tag:

-48 kg (3 Teilnehmerinnen): 1. Jacqueline Springer (Vienna Samurai), 2. Lisa Peherstorfer (UJZ Mühlviertel)

-57 kg (11 Teilnehmerinnen): 1. Sabrina Filzmoser (LZ Multikraft Wels), 2. Lisa Grabner (JC Wimpassing), 3. Franziska Kaiser (JU Flachgau) und Julia Sommer (Judo Jennersdorf)

-63 kg (13 Teilnehmerinnen): 1. Magdalena Krssakova (JC Sirvan), 2. Laura Kallinger (Judoring Wien), 3. Rosalie Wöss (ASKÖ Reichraming) und Asimina Theodorakis

-70 kg (8 Teilnehmerinnen): 1. Michaela Polleres (JC Wimpassing), 2. Anna-Lena Schuchter (LZ Vorarlberg), 3. Elena Dengg (ESV Sanjindo) und Pia-Jaqueline Kraft (JZ Innsbruck)

-81 kg (14 Teilnehmer): 1. Sebastian Dengg (ESV Sanjindo), 2. Wojciech Kanik (UJZ Mühlviertel), 3. Adam Borchashvilli (Volksbank Galaxy Tigers) und Christopher Wagner (Volksbank Galaxy Tigers)

-90 kg (13 Teilnehmer): 1. Shamil Borchashvili (LZ Multikraft Wels), 2. Johannes Pacher (Volksbank Galaxy Tigers), 3. Michael Niederdorfer (ESV Sanjindo) und Aslan Papoyan (Volksbank Galaxy Tigers)

-100 kg (5 Teilnehmer): 1. Marko Bubanja (Volksbank Galaxy Tigers), 2. Aaron Fara (JC Wimpassing), 3. Clemens Prentner (Vienna Samurai)

+100 kg (6 Teilnehmer): 1. Stephan Hegyi (SC Hakoah), 2. Daniel Allerstorfer (UJZ Mühlviertel), 3. Luka Jovic (UJZ Mühlviertel) und Alexander Willnauer (JU DynamicOne)

SiegerInnen-Quotes:

Jacqueline Springer (-48 kg): „Mein Ziel war es einfach, heute Spaß am Kämpfen zu haben. Ich habe mich sehr auf den zweiten Wettkampf nach der langen Pause gefreut, beim Länderkampf war ich ja auch schon dabei. Ich habe trotz meiner Favoritenrolle versucht, mir keinen Druck zu machen.“

Michaela Polleres (-70 kg): „Ich bin mit meiner Leistung heute sehr zufrieden. Ich habe gesehen, dass ich Richtung Grand Slam Budapest auf einem guten Weg bin. Der Titel freut mich, weil es der erste Wettkampf seit acht Monaten war.“

Sabrina Filzmoser (-57 kg): „Der Finalkampf war spannend und fordernd zugleich. Ich bin froh, dass ich am Ende gewonnen habe. Gerade nach der Verletzung ist das sehr viel wert. Das Knie hat gut gehalten.“

Magdalena Krssakova (-63 kg): „Gleich in meinem ersten Kampf gab es eine Schrecksekunde für mich, nachdem mir ein Fehler unterlaufen ist, der bei mir manchmal vorkommt. Ich bin froh, dass es am Ende gut ausgegangen ist und fühle mich jetzt bereit für das Grand-Slam-Turnier in Budapest.“

Sebastian Dengg (-81 kg): „Ich freue mich sehr über meinen ersten Staatsmeistertitel. Der zweite Kampf, den ich gegen Adam Borchashvilli gewonnen habe, war sehr kräfteraubend. Dank meiner guten Vorbereitung in den letzten Monaten konnte ich aber trotzdem meinen Plan durchziehen.“

Shamil Borchashvili (-90 kg): „Meinen Finalgegner (Johannes Pacher) kenne ich schon sehr lange, auch wenn wir üblicherweise in anderen Gewichtsklassen kämpfen. Ich konnte mich heute für die Niederlage beim Bundesliga-Final-Four letztes Jahr revanchieren. Zwischen uns ist es immer sehr offen.“

Marko Bubanja (-100 kg): „Die Staatsmeisterschaften sind immer eine sehr gute Standortbestimmung. Deswegen bin ich umso zufriedener damit, dass ich den Titel gewonnen habe.“

Stephan Hegyi (+100 kg): „Dani (Allerstorfer) ist ein Profi, das Finale gegen ihn war extrem fordernd. Ich habe gewusst, worauf es ankommt und wollte nicht schlecht ausschauen. Ich nehme aus dem Turnier mit, dass ich in meinem Kampfstil sehr aktiv bleiben muss. Ich freue mich, dass jetzt auch die IJF-Tour wieder losgeht.“

 

 


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