16. Jänner 2022

Der Favoritenschreck

JUDO AUSTRIA AWARDS, Tag zwei: Der Preis für den Sportler des Jahres 2021 geht an Olympia-Bronzemedaillengewinner Shamil Borchashvilli (-81/LZ Multikraft Wels).

Der Oberösterreicher ist 26 Jahre alt, seit 2017 besitzt Shamil den österreichischen Paß. Als er dann 2018 zum Bundesheer musste, wurde aus dem Hobbysportler ein spätberufener Leistungssportler. Drei Jahre später hält er Olympia-Bronze in Händen. Eine Story, die für sich spricht.

Dabei hatte das Jahr 2021 in mehrfacher Hinsicht nicht nach Shamils Geschmack begonnen. Ende März stand er in Tiflis erstmals in einem Grand-Slam-Finale und sah nach 12 Sekunden wie der sichere Ippon-Sieger aus. Doch die vermeintlich klare Wertung wurde – nach längerem Videostudium – zurückgenommen. Und Borchashvili fand nicht mehr in den Kampf zurück, musste sich letztlich mit Silber begnügen. Der 2. Platz fühlte sich wie eine Niederlage an.

Bei der WM in Budapest im Juni, an seinem 26. Geburtstag, klopfte Shamil im Vorfeld große Sprüche. „Ich will WM-Gold an meinem Geburtstag“, tönte er. „Das wäre historisch, das gab’s noch nie!“

In Runde 3 aber erwies sich Ex-Weltmeister Saed Mollaei (MGL) als zu stark und Borchashvili musste unplatziert die Heimreise antreten. Noch schlimmer als die Niederlage war die Tatsache, dass Mollaei die ÖJV-Hoffnung von der ersten Sekunde an völlig im Griff und regelrecht vorgeführt hatte.

Scheinbar übermachtige Gegner

Als dann Ende Juli bei den Olympischen Spielen in Tokio die Auslosung bekannt wurde, gab’s im rot-weiß-roten Lager einmal mehr lange Gesichter. Shamil hatte in der Kategorie bis 81 kg ein regelrechtes Horrorlos erwischt. In seinem Pool warteten mit dem WM-Dritten Anri Egutidze (POR), Topf-Favorit & Weltmeister Sagi Muki (ISR) sowie dem starke Usbeken Sharofiddin Baltaboev, aktuell die Nummer 3 im IJF-Ranking, drei scheinbar zu große Kaliber. Wieder schien ein vorzeitiges Aus unvermeidlich.

Diesmal klopfte Shamil keine großen Sprüche im Vorfeld, sondern sondern erarbeitete für jeden ein passendes taktisches Konzept. Das sollte wirken.

Tatsächlich: Um 17 Uhr, Lokalzeit, kämpfte die Nummer 22 der Weltrangliste gegen den Deutschen Dominic Ressel um Olympia-Bronze. Wie seinerzeit im März sah er nach 13 Sekunden wie der sichere Sieger aus, hatte Ressel mit Ippon am Boden. Doch wie beim Grand Slam in Tiflis wurde die Wertung nach längeren Diskussionen auch diesmal wieder zurückgenommen. Diesmal aber behielt Borchashvili die Nerven und blieb fokussiert. „In Tiflis habe ich die Nerven verloren. Diesmal nicht mehr.“ Ein paar Sekunden später hatte er den Weltranglisten-Zehnten schon wieder am Boden und sicherte sich mit einem Festhaltegriff das endgültige Ippon und Olympia-Bronze.

„Ich bin so dankbar, glücklich, dass ich für Österreich eine Medaille gewonnen habe“, strahlte Shamil. „Ich kann nur Dankeschön sagen, habe dem Land, dem Judoverband, meinem Klub, meinem Heimtrainer und ÖJV-Headcoach Yvonne Bönisch so viel zu verdanken!“

Jetzt ist er kein Außenseiter mehr, sondern als Weltranglisten-Siebenter der bestplatzierte ÖJV-Athlet auf der World Tour.

Sprüche klopft er immer noch: „2024 hole ich mir Olympia-Gold! Das ist mein Antrieb“, tönt er. Jetzt aber ist man geneigt, ihm zu glauben….


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