Die Vorgeschichte der vier österreichischen Kämpferinnen aus dem neunköpfigen Aufgebot für die Europameisterschaften von 26. bis 28. April in Tel Aviv könnte unterschiedlicher nicht sein. Als Sabrina Filzmoser 1998 ihr EM-Debüt feierte, war Michaela Polleres, die jüngste im Quartett, gerade erst ein Jahr alt.
Zwei WM-Bronzemedaillen, zwei EM-Titel und sieben weitere Medaillen bei Europameisterschaften hat Sabrina Filzmoser (LZ Multikraft Wels) auf ihrem Erfolgskonto. Im Alter von 37 Jahren feiert die dreifache Olympia-Teilnehmerin in Tel Aviv in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm ein rundes Jubiläum. 20 Jahre nah ihrem EM-Debüt 1998 im spanischen Oviedo fühlt sich die Oberösterreicherin nach wie vor „gesund, munter, jung und dynamisch.“ Während die Erinnerungen an die erste Teilnahme etwas verblasst sind, denkt Filzmoser gerne an ihre Medaillengewinne zurück. Verändert hat sich für die routinierte Athletin, die nebenbei einer Pilotenausbildung nachgeht, in ihrer Laufbahn vieles. „Es gab ständig Regeländerungen, es gab ständig Technikänderungen. Aber das Tüfteln hat mir immer Spaß gemacht. Flexibilität und Spontaneität sind extrem wichtig“, so die 37-Jährige, die daraus auch einen Rat ableiten kann: „Man soll nicht mit einem Tunnelblick durch die eigene Technikwelt gehen.“ Der dritte Platz beim Grand Prix in Antalya im April hat Filzmoser viel Selbstvertrauen gegeben. „Das war wichtig, um zu sehen, dass ich meine Stärken ausspielen kann.“ Dementsprechend ist auch die Erwartungshaltung für die EM hoch: „Bei Großereignissen geht es immer um Medaillen. Restlos zufrieden bin ich wahrscheinlich nur, wenn ich das schaffe. Aber ich weiß, dass ich eine harte Zeit hinter mir habe.“
Die 24-jährige Magdalena Krssakova (JC Sirvan) zeigte sich im Vorfeld der Titelkämpfe gut in Form. Die Kämpferin der Klasse bis 63 Kilogramm entschied das Grand-Prix-Turnier in Antalya für sich und wurde beim Grand Prix in Tunis im Jänner Dritte. Druck macht sich die Wienerin deshalb jedoch keinen. „Der Sieg beeinflusst meine Erwartungen nicht unbedingt. Er bestätigt mir nur, dass ich auf einem guten Weg bin. Es war eine gute Formüberprüfung“, so Krssakova, die vor ihrer zweiten EM-Teilnahme steht. Das mehrwöchige Trainingslager in Japan in diesem Jahr hat die 24-Jährige wieder einen Schritt weiter nach vorne gebracht. „Ich hatte dort viele Trainingspartner, das hat man in Österreich nicht“, erklärte die Wienerin. Mit ihr gemeinsam wird Tina Zeltner (JC Wimpassing) in der Kategorie bis 63 Kilogramm auf die Matte steigen. Die 25-jährige Zeltner, die in ihrer Karriere bisher viermal auf einem World-Tour-Podest gestanden ist, sieht das gelassen. „Ich verstehe mich mit Magda sehr gut. Es ist kein starkes Konkurrenzdenken da.“ Bei ihren ersten beiden European-Open-Turnieren nach zweieinhalbjähriger Pause landete die Niederösterreicherin in Rom gleich an zweiter, in Warschau an dritter Stelle. Überstürzen will die 25-Jährige aber nichts. „Man muss sich Zeit dazu geben, da oben ist die Luft dünn.“ Deshalb geht sie auch mit einer bescheideneren Erwartung in das Turnier. „Ich bin ein Underdog. In erster Linie freue ich mich riesig, dass ich dabei bin. Es wäre vermessen, eine Medaille zu erwarten.“ Dabei hatte Zeltner den Kimono bereits komplett an den Nagel gehängt. „Ich bin dann aber draufgekommen, dass es ohne Judo nicht geht. Ich habe wieder voll die Freude dran gefunden.“
Komplettiert wird das Damen-Quartett von Michaela Polleres (JC Wimpassing), die in der Kategorie bis 70 Kilogramm an den Start geht. Die Niederösterreicherin ist mit 20 Jahren die jüngste weibliche ÖJV-Starterin in Tel Aviv. Auch für sie verlief die Generalprobe beim Grand Prix in Antalya mit Platz drei äußerst positiv. Im Vorjahr durfte Pollers sowohl bei der U21-EM, als auch bei der U23-EM über Silber jubeln. Dazu kam Bronze bei den Weltmeisterschaften der U21-Altersklasse. Sie geht befreit in ihre zweite Europameisterschaft in der allgemeinen Klasse. „Meine Erwartungen setze ich nicht so hoch. Dennoch kann ich sicher weit nach vorne kommen, denn ich habe schon Top-Kämpferinnen geschlagen. Außerdem bin ich noch jung und kann ohne Druck kämpfen“, so Polleres. Die Erinnerungen an die kontinentalen Titelkämpfe im Vorjahr in Warschau sind durchaus positiv: „Ich habe damals einen Kampf gewonnen, gegen die spätere Siegerin dann allerdings verloren.“ Angstgegner kennt die 20-Jährige nicht. „Bislang liegen mir die Französinnen nicht so ganz, aber ich hoffe, das ändert sich jetzt.“