3. März 2021

Kasan oui, Paris non

Unglaublich, aber wahr: Im Mai 2021 hätte das IJF-Grand-Slam-Turnier in Paris zum 50. Mal in Bercy in Szene gehen sollen. Doch das neben Tokio prestigeträchtigste Event auf der World Tour, mit Sicherheit das stimmungsvollste, wurde aus dem aktuellen Termin-Kalender gestrichen. Der entsprechende Turnier-Slot im Mai wurde stattdessen fix an Kasan (RUS) vergeben. Paris könnte in den Herbst ausweichen, heißt es. Aber noch immer wartet die IJF darauf, dass seitens der Franzosen der Veranstalter-Vertrag ordnungsgemäß unterzeichnet wird. ÖJV-Präsident Martin Poiger erklärt die Situation.

Die internationale Judo-Szene ist in Aufruhr. Ein Turnier-Kalender ohne das Grand-Slam-Turnier in Paris ist eigentlich kaum vorstellbar. Die IJF hat stattdessen Kazan (IJF) den Zuschlag erteilt. Ist diese Entscheidung nachvollziehbar?

Martin Poiger: „Dem Judo-Fan blutet natürlich das Herz, auch den Judoka. Es gibt kein anderes Judo-Turnier der Welt, dass in Sachen Atmosphäre in der Halle mit Paris-Bercy mithalten kann. Die Crème de la Crème der Judo-Szene trifft sich normalerweise im Februar in Paris. Zwei Tage lang herrscht Gänsehaut-Feeling. So war’s bisher. Ausgerechnet das 50-jährige Jubiläum, das (wegen Corona) im Mai als große Inszenierung geplant war, fällt jetzt ins Wasser. Das ist auf den ersten Blick natürlich schwer zu verstehen. Aber die IJF konnte nicht mehr länger warten, deshalb hat man Kazan den Zuschlag gegeben. Es geht schließlich noch um die Olympia-Qualifikation. Eine (ersatzlose) Absage eines Qualifikationsturnieres wollte man unter allen Umständen verhindern. Klar ist: Ohne gültigen Vertrag gibt’s kein World-Tour-Turnier, das gilt natürlich auch für die Franzosen.“

Als Ersatz wurde Kazan gefunden. Eine gute Wahl?

Poiger: „Eine sehr gute Wahl! Die Russen hatten im Jahre 2016 die EM. Die Organisation war top. Kazan ist eine aufstrebende, boomende Stadt im Südwesten Russlands. Aus Judo-Sicht werden alle Wünsche erfüllt. Die Halle ist top, auch das Umfeld passt. Von den Abläufen lief alles reibungslos.“

Was passiert mit Paris?

Poiger: „Die IJF hat dem französischen Verband angeboten, das Turnier im Herbst 2021 zu veranstalten. Aber natürlich ist dieser Termin mit Mai nicht zu vergleichen. Im Mai wäre das Starterfeld hochkarätig gewesen, schließlich geht’s da noch um die Olympia-Qualifikation. Im Herbst ist nach EM, WM und Olympia sicher ein bisschen die Luft draußen. Ich kann mir deshalb kaum vorstellen, dass die Franzosen den Herbsttermin annehmen. Es ist eher damit zu rechnen, dass die 50. Auflage des Turniers erst im Mai 2022 stattfinden wird. Die IJF hält im nächsten Jahr diesen Termin für die Franzosen frei. Vorausgesetzt, sie unterschreiben den Veranstaltungs-Vertrag.“


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