Nicht nur die zweifach Olympia-Medaillengewinnerin Michaela Polleres war in der Hofburg für den ÖJV mit dabei, sonder auch die Olympia-Fünfte Lubjana Piovesana (-63/LZ Hohenems/V) leistete der Einladung des Bundespräsidenten Dienstagabend Folge: Die 27-jährige Wahlvorarlbergerin genoss den Live-Fernseh-Auftritt im ehrwürdigen Zeremoniensaal in vollen Zügen, obwohl der Reiseaufwand relativ groß war. „Ich bin mit dem Frühflieger aus Bregenz gekommen und habe mich nach der Ehrung neun Stunden in den Nachtzug von Wien retour nach Vorarlberg gesetzt.“
Der Olympia-Stress der letzten Wochen hatte es in sich, inklusive letzter Uni-Prüfungen, langsam wird das Leben der Austrobritin wieder etwas ruhiger. „Die letzten Wochen waren eine Belastungsprobe der besonderen Art, gleichzeitig aber auch ein großes Abenteuer. Was ich in den letzten 19 Monaten erleben durfte, seit Erhalt der österreichischen Staatsbürgerschaft, war nichts für schwache Nerven.“
23 Turnier-Teilnahmen, von Platz 200 auf Rang 9 der Weltrangliste, Olympia-Ticket, jeweils fünfte Plätze bei EM 2024, WM 2023 und den Olympischen Spielen in Paris, dazu ihre zwei ersten Grand-Slam-Siege. „Die Bilanz ist richtig gut, auch wenn mir nach wie vor die Medaille bei einem Großereignis fehlt. Die Konstanz, die Hidayat Heydarov in der Kategorie bis 73 kg an den Tag legte, jeweils mit Siegen und Goldmedaillen, die habe ich, wenn’s um verlorene Finalkämpfe um Bronze geht. Es ist höchste Zeit, dass ich jetzt bald auch mit einer Medaille nach Hause komme. Am liebsten schon nächstes Jahr bei der WM in Budapest. Und dann natürlich in Los Angeles, bei den Sommerspielen 2028.“
Anfang September fliegt „Lulu“ mit Lebensgefährten Laurin Böhler auf Urlaub. Am Programm steht ein Roadtrip an der US-Westküste. Los Angeles, die nächste Olympiastadt, darf in der Urlaubsplanung nicht fehlen. „Ich freue mich riesig auf Los Angeles in vier Jahren. Paris 2024 war der Hammer. Im Vergleich zu Olympischen Spielen sind alle anderen Events vergleichsweise klein.“
„Going USA!“ Noch spricht Lubjana Piovesana in fließendem British English. „Damit muss ab Oktober endgültig Schluss sein. Ich muss in den Deutsch-Intensivkurs.“ Sobald die Saisonvorbereitung für 2025 startet, endet die „sprachliche Schonfrist“, wird ÖJV-Headcoach Yvonne Snir-Bönisch mit ihrem Schützling nur mehr Deutsch sprechen. Englisch soll team-intern dann nur mehr absolute Ausnahme sein. Wer die Potsdamerin seit ihrem Amtsantritt 2021 aus der Nähe verfolgte, weiß, dass es bei ihr auf Dauer keine Ausnahmen gibt. Auch nicht für Vorzugsschülerin „Lulu“.