Bitterer Donnerstag für das österreichische Judo-Team bei der WM in Astana (KAZ). Kathrin Unterwurzacher (Achtelfinale), Hilde Drexler (beide bis 63 kg) und Marcel Ott (bis 81) scheiden vorzeitig aus – und das mit mehr oder weniger unnötigen Niederlagen.
Mit den größten Erwartungen war Kathrin Unterwurzacher ins Rennen gegangen. Die an Nummer vier gesetzte Tirolerin wird jedoch nach Freilos und einem Zweitrunden- Sieg über Agata Ozdoba (POL/Waza-ari für linken Uchi-mata) im Achtelfinale von Marijana Miskovic (CRO) überraschend abgewürgt. „Ich hatte mir nie gedacht, dass sie da so gefährlich in den Würgegriff reinkommt“, ist die 23-Jährige im Anschluss am Boden zerstört. „Außerdem hatte ich eine wirklich gute Auslosung.“ Von der Papierform war ein Halbfinaleinzug absolut machbar gewesen.
„So ein Fehler passiert dir in neun von zehn Fällen nicht. Umso ärgerlicher, dass er ausgerechnet bei der WM unterläuft. Dabei war Kathrin bis dahin sehr konzentriert unterwegs“, trauert auch Damen-Nationaltrainer Marko Spittka der ausgelassenen Gelegenheit nach.
Drexler gegen Titelverteidigerin zunächst zu verhalten
Unterwurzachers Rivalin im Kampf und ein Olympia-Ticket in der Klasse bis 63 kg, Hilde Drexler, setzt sich zum Auftakt gegen Philippinerin Kiyomi Watanabe mittels Arm-Hebels durch. Danach erweist sich jedoch Titelverteidigerin Clarisse Agbegnenou (FRA) als eine Nummer zu groß.
Mit der kräftigen Links-Auslage der Französin kommt die Wienerin in den ersten Minuten kaum zu Rande, erhält drei Shido-Bestrafungen. Im Anschluss vermag sich die Projekt-Rio-Athletin im Griffkampf besser in Szene zu setzen, wird aber kurz vor Schluss von Agbegnenou noch mittels Beinwurf (O-uchi-gari) Waza-ari geworfen.
„Ich habe mich wieder einmal unter Wert verkauft“, hadert Drexler über ein schon bekanntes Leiden. „Dabei hatte mir Marko davor genau gesagt, dass ich zu Beginn voll dagegenhalten müsse. In Erinnerung an meine letzten Trainingskämpfe mit ihr, in denen sie mit fast 70 kg extrem stark ist, habe ich aber zu schüchtern angefangen“, erläutert die 31-Jährige. „Erst als ich mit drei Bestrafungen schon mit dem Rücken zur Wand gestanden bin, und mutiger werden musste, habe ich gemerkt, dass es geht, dass mein großer Respekt unbegründet war.“
Nicht er selbst
Marcel Ott muss ohne Kampfgewinn wieder die Heimreise antreten. Der Wiener übersieht gegen Valeriu Duminica früh einen geschleuderten Sumi-gaeshi, für welche der Moldawier eine Waza-ari-Wertung erhält. Ott muss infolge dem Rückstand nachlaufen und wird aus einem eigenen Beinwurf-Angriff (O-uchi-gari) heraus auf die zweite Waza-ari-Wertung gekontert (mittels Ura-nage).
Danach ist er zutiefst enttäuscht. „Ich habe so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann.“ Duminica sowie die beiden folgenden Gegner kennt er aus dem Training oder Duellen in der Vergangenheit. „Das sind alles keine echten Top-Leute. Es ist ärgerlich, weil da heute sehr viel für mich drinnen war“, rätselt der 25-Jährige, warum er seine Trainingsleistungen nicht auf die Wettkampfmatte bringt.
„Er kann mehr, das weiß ich“, stößt auch Herren-Trainer Patrick Rusch in dasselbe Horn. „Er macht sich selbst zu viel Druck. Unnötiger Weise. Er blockiert sich selbst.“
Am Freitag folgt mit der Weltranglisten-Fünften Bernadette Graf (bis 70 kg) nur eine ÖJV-Starterin. Den Abschluss bilden am Samstag Christoph Kronberger (bis 100) und Daniel Allerstorfer (über 100).
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