Zaungast Shamil Borchashvili auf der Tribüne, vier ÖJV-Judoka im Grand-Slam-Einsatz in Tiflis (GEO), mittendrin ÖJV-Headcoach Yvonne Bönisch. Ein Kurz-Interview.
Yvonne, wie zufrieden bist Du mit der Ausbeute in Tiflis?
Yvonne Bönisch: „4 Einsätze, 1 Medaille – das kann sich immer sehen lassen, speziell, wenn man bedenkt, dass wir in Georgien ein ganz junges Team am Start hatten, mit der 20-jährigen Lisa Grabner, den 21-jährigen Vache Adamyan und Daniel Leutgeb. Katharina Tanzer war als 26-Jährige schon die älteste des Quartetts, aber auch sie ist ja erst seit letztem Jahr auf der World Tour. Der 3. Platz von Freitag ist ihre 2. Grand-Slam-Medaille. Sie darf richtig zufrieden und glücklich sein!“
Tiflis ist das letzte Grand-Slam-Turnier vor Beginn der Olympia-Qualifikation ab 24. Juni. Wie stark ist das Starterfeld einzuschätzen?
Bönisch: „Kathi war vor dem Turnier die Nummer 24 der Welt und in Tiflis als Nummer 4 gesetzt. Die Bronzemedaille bringt ihr 500 Weltranglisten-Punkte. Je weiter sie in der Weltrangliste vorne ist, desto besser ist auf lange Sicht gesehen ihre Ausgangslage für die Olympia-Qualifikation. Seit letzten November hat sie richtig gut gepunktet und sich technisch-taktisch stark verbessert. Es war beeindruckend zu sehen, wie sie im Kampf um Bronze clever gekämpft und der Holländerin keine Chance gelassen hat. Amber Gersjes war 2017 bei den Juniorinnen Welt- und Europameisterin. Die musst du erst mal schlagen.“
Wie sind die Leistungen der anderen drei StarterInnen in Tiflis zu bewerten?
Bönisch: „Daniel Leutgeb hat sich heute unter Wert geschlagen, sein Erst-Runden-Gegner wäre schlagbar gewesen. Vache Adamyan hat gegen den Weltmeister bis zum Schluss einen offenen, bravourösen Kampf geliefert. Schade, dass er 10 Sekunden vor Schluss das Ippon kassiert hat. Er kann dennoch auf seine Leistung stolz sein – mit Selbstvertrauen zu den nächsten Turnieren fahren. Auch Lisa Grabner hat tapfer gekämpft – ihre Gegnerin ist seit zig Jahren im Geschäft, hat zuletzt den Grand-Slam in Tel Aviv gewonnen und in London 2012 Olympia-Bronze, sie ist die Nummer 8 der Welt. Lisa muss in der allgemeinen Klasse erst Fuß fassen und Erfahrungen sammeln. Also gegen die Nr. 8 darfst du mit 20 verlieren…“
Warum war Olympia-Bronzemedaillengewinner Shamil Borchashvili in Tiflis nur Zuschauer?
Bönisch: „Shamil ist in der Kategorie bis 81 kg aktuell Achter im IJF-Ranking, also er muss nicht mit Gewalt Weltranglisten-Punkte sammeln. Er konzentriert sich auf den Beginn der Olympia-Qualifikation. Shamil hat in Tiflis zwei Wochen mit dem georgischen Nationalteam mittrainiert. Bessere Sparringpartner kannst du dir nicht wünschen: Olympiasieger, Weltmeister. Freitag hat er auf der Tribüne den Jungen die Daumen gedrückt. Samstag legt er noch zwei harte Trainingseinheiten ein.“