29. Dezember 2022

Schlagzahl erhöhen!

ÖJV-Headcoach Yvonne Snir-Bönisch setzt eine ernste Miene auf, sobald sie auf das Judojahr 2022 angesprochen wird. „Es war in vielerlei Hinsicht ein sehr herausforderndes Jahr“, meint die Olympiasiegerin von 2004, die am 29. Dezember ihren 42. Geburtstag feiert. Weihnachten verbrachte sie in Israel, jetzt ist Snir-Bönisch wieder zurück in Linz. Grund genug, sich für einen Jahresrückblick und eine Ausblick auf das kommende Jahr Zeit zu nehmen.

Yvonne, wie sieht die sportliche ÖJV-Jahresbilanz 2022 aus? Bist du mit den Ergebnissen restlos zufrieden?

Yvonne Snir-Bönisch: „Restlos zufrieden bin ich natürlich nicht. Wir hatten viele Aufs und Abs, angefangen von den schweren Verletzungen von Magda Krssakova und Stephan Hegyi bis hin zu der langwierigen Gehirnerschütterung von Michaela Polleres, gefolgt von einer Covid-Erkrankung. Das führte dazu, dass wir weniger Top-Platzierungen hatten als in den letzten Jahren – auf World-Tour-Ebene hatten wir fünf Judoka, die insgesamt sieben Mal aufs Podium kamen. Das sollten wir 2023 auf jeden Fall toppen können. Die Höhepunkte waren Rang 3 von Shamil Borchashvili bei der WM, noch dazu in der am stärksten besetzten Gewichtsklasse mit allen aus den Top-10 der Weltrangliste am Start, darunter Olympiasieger, Weltmeister und Europameister, und der Sieg von Michaela Polleres am 21. Dezember beim Masters, dem zweitwichtigsten Turnier des Jahres. D.h. beide haben wieder am Tag X, bei den Highlights, ihre Höchstform abgeliefert. Das ist eine Qualität, die Weltklasse-Athlet:innen auszeichnet. Michaela liegt in der Weltrangliste aktuell auf Rang vier (-70 kg), Shamil rangiert auf Platz 8. Dabei haben beide im Verhältnis zur internationalen Konkurrenz relativ wenige Turniere bestritten. Auf zweiter Ebene, d.h. auf der European Tour, kam Judo Austria auf insgesamt fünf Podiumsplätze, darunter zwei Siege. Es war ein Jahr mit Verletzungspech und teilweise auch mit schwieriger Auslosung. Aber unterm Strich dürfen wir zufrieden sein. Wenn wir unser Ziel erreichen wollen, uns auch mit dem Mixed-Team für die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu qualifizieren, werden wir uns steigern müssen. Soviel ist auch klar. Aber wir zählen zu den Top-Nationen, die immer für Medaillen auf höchster Ebene gut sind. Das muss unser Anspruch sein.“

Zuletzt gab es u.a. auch interne Diskussionen um die Trainingsqualität. Da soll es zu Veränderungen kommen – was heißt das in der Praxis?

Snir-Bönisch: „Es geht darum, noch intensiver und individueller für unser Top-Team da zu sein. Deshalb rüsten wir unser Trainer-Team um eine Person auf – diesen Posten übernimmt Hitoshi Kubo. Er wird gemeinsam mit Robert Krawczyk und mir für unsere Nationalteam-Athlet:innen als Coach zur Verfügung stehen. Diese Entscheidung lag auf der Hand, damit wir im Rahmen der Olympia-Vorbereitung noch mehr auf Trainingsqualität achten können. Stillstand wäre Rückschritt.“

Von den Jungen haben sich speziell Elena Dengg und Marcus Auer besonders hervor getan. Was darf man sich 2023 von den beiden erwarten?

Snir-Bönisch: „Sie sollen zum einen im Nachwuchs-Bereich noch für die ein oder andere Medaille sorgen und andererseits langsam aber sicher auch in der allgemeinen Klasse auf der European und World Tour Ergebnisse einfahren. Wie schnell das funktioniert, bleibt abzuwarten. Paris 2024 ist ein hochgestecktes Ziel, aber natürlich (noch) kein Muss.“

Nächstes Jahr steigt der Saison-Höhepunkt mit der WM in Doha (QAT) im Mai. Wie lautet da die Zielvorgabe?

Snir-Bönisch: „Wir rechnen mit einer Medaille und mit bis zu vier Top-7-Platzierungen. Wenn alles ideal läuft, wäre – wie in Tokio – auch eine zweite Medaille möglich. Je ausgeglichener sich unser Team ein Jahr vor den Sommerspielen in Paris präsentiert, desto besser. Größter Wunsch: Dass wir im kommenden Jahr von Verletzungen verschont bleiben.“


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