29. März 2021

Shamil kann noch mehr!

Montag kehrte Yvonne Bönisch mit dem ÖJV-Team vom Grand-Slam-Turnier in Tiflis zurück, ab Dienstag bittet die Cheftrainerin den Olympia-Kader (außer Sabrina Filzmoser, Stephan Hegyi und Lukas Reiter, die gleich direkt weiter zum Turnier nach Antalya reisten) zum intensiven Techniktraining. JUDO Austria bat die Wahl-Linzerin zum Interview.

Yvonne, wie zufrieden bist Du mit dem Wochenende in Tiflis bzw. der aktuellen Situation?

Yvonne Bönisch: „Highlight war natürlich Shamils zweiter Rang, auch wenn er letztlich den fast sicher geglaubten Sieg noch aus der Hand gegeben hat. Shamil hatte in seinem ersten Vorrunden-Kampf Probleme, da sind ihm ein paar taktische Fehler unterlaufen, hat er sich nicht an die Kampf-Taktik gehalten. Der Rest war richtig gut. Dass Shamil auch die Top-Athleten schlagen kann, wussten wir. Jetzt hat er erstmals auch die nötige Konstanz bewiesen. Im Finale war er auf Siegkurs, hat sich dann aber durch den Kampfrichter-Entscheid (von Ippon auf Waza-ari) ablenken lassen. Er hat zu früh gejubelt, sich als sicherer Sieger gefühlt. Das wird ihm so schnell nicht mehr passieren. Shamil arbeitet unglaublich hart, ist sehr ehrgeizig, am liebsten hätte er auch in Antalya gekämpft. Aber mir ist wichtiger, dass er sich jetzt in aller Ruhe auf EM, WM und Olympische Spiele vorbereiten kann, wir ein qualitativ hochwertiges Training einschieben. Das gilt für alle außer Sabrina (Filzmoser), Lukas (Reiter) und Aaron (Fara), die noch Punkte für die Olympia-Qualifikation benötigen bzw. für Stephan (Hegyi), der auf den 7. Platz von Tiflis aufbauen, sein Selbstvertrauen weiter stärken soll. Ihm ist seine Unsicherheit aufgrund der zuletzt fehlenden Erfolge noch ein bisschen anzumerken: Er braucht weitere Erfolgserlebnisse!“

Als Erfolg lässt sich auch der 5. Rang von Bernadette Graf bewerten, oder?

Bönisch: „Der 5. Platz ist für Bernnadette ganz klar als Erfolg zu verbuchen. Sie hat seit über einem Jahr kein Turnier mehr bestritten. Trotzdem hat sie sich unter Wert verkauft, wäre in Tiflis trotz langer Wettkampfpause noch mehr möglich gewesen. Schon bei der Viertelfinal-Niederlage gegen die Russin Babintseva war Bernadette die klar bessere Kämpferin, lag mit Waza-ari in Front. Dann hat sie sich von ihrer Gegnerin ein bisschen einlullen, d.h. den langsamen Kampfstil aufdrängen lassen. Im Finale um Platz 3 wurde Bernadette kurzerhand überrumpelt. Das passiert einer wie ihr normalerweise nicht. Aber wie gesagt: Wichtig ist, Bernadette Graf hat sich zurückgemeldet und auf der World Tour wieder angeschrieben. Darauf lässt sich aufbauen. Bei der EM wird sie sicher noch stärker präsentieren!“

Michaela Polleres war als Nummer eins gesetzt, Magdalena Krssakova als Nummer 3. Beide sind vorzeitig ausgeschieden. Wie sehr schmerzt das?

Bönisch: „Michaela hat sich gegen Pogacnik, gegen die sie zuletzt zweimal verloren hat, stark verbessert präsentiert, auch einen guten Wurf gezeigt, der aber vom Kampfrichter nicht gewertetet wurde. Da war definitiv ein bisschen Pech dabei. Ich hoffe, nach dem nächsten Duell ist das Thema vom Tisch. Michaela ist die klar bessere Kämpferin. Sie muss sich auf die eigenen Stärken konzentrieren. Dann sollte die Slowenin kein wirkliches Hindernis darstellen. Was Magdalena betrifft: Sie ist nach wie vor in ausgezeichneter Form, hat viel Selbstvertrauen. Die Disqualifikation nach 3 Shidos war, gelinde gesagt, fragwürdig. Anders ausgedrückt: Magdalena hat sich nicht viel vorzuwerfen. Solche Niederlagen können im Judo passieren. Sie soll die Niederlage abhaken, sich in Ruhe auf die kommenden Großereignisse wie EM, WM und Olympia fokussieren.“

Kommendes Wochenende geht’s in Antalya weiter und zwar in geänderter Aufstellung, d.h. ohne die für Tokio bereits fix qualifizierten Bernadette Graf, Magdalena Krssakova, Michaela Polleres und Shamil Borchashvili. Neu im Aufgebot stehen vier Aktive, die bei den European Open in Prag aufgezeigt haben (Katharina Tanzer/-48, Kimran Borchashvili/-66, Adam Borchashvilli und Johannes Pacher/beide -90). Was darf man sich da erwarten?

Bönisch: „Wir hoffen auf ein paar Platzierungen. Von einer Medaille zu reden, wäre übertrieben: In Tiflis hatten wir vier gesetzte AthletInnen, in Antalya ist es mit Sabrina Filzmoser als Nummer fünf gerade mal eine. Der Altersschnitt ist klar jünger, wir haben einige mit, die World-Tour-Atmosphäre schnuppern sollen. Ich wünsche Lukas Reiter, dass er ein bisschen mehr Losglück hat als bei den letzten Turnieren. Er war in Tiflis richtig gut, hat sich nicht viel vorzuwerfen. Er bräuchte dringend Weltranglisten-Punkte. Das Zeug, sich noch für Olympia zu qualifizieren, hat er.“


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