Die Judo-Europameisterschaft in Sofia (29.4. – 1.5.) kann kommen. Donnerstagnachmittag (MEZ: 15 Uhr) ist die Auslosung angesetzt, zwei Stunden später landet der zweite Teil des ÖJV-Teams (u.a. mit Michaela Polleres, Bernadette Graf) in der bulgarischen Hauptstadt. Österreich ist bei der 70. EM-Auflage mit insgesamt zehn Judoka vertreten. Gutes Omen: Bei den letzten acht Europameisterschaften langte es für die rot-weiß-roten Asse jeweils zu mindestens einer Medaille.
Insgesamt sammelte man seit 2013 10 Mal Edelmetall. Für nicht weniger als die Hälfte davon zeichnete Bernadette Graf verantwortlich (4 x im Einzel, 3 x – 70 kg/2013 in Budapest, 2014 in Montpellier und 2015 in Baku, 1 x – 78 kg/2021 in Lissabon, 1 x im Mixed Team/2019 in Minsk). Nach fünfjährigem Zwischenspiel im Halbschwergewicht (-78 kg), kämpft die 29-Jährige wieder im Mittelgewicht (-70 kg). Ihr Comeback beim Grand-Slam-Turnier in Antalya (TUR) Anfang April übertraf mit Rang 2 alle Erwartungen. Mit einem Schlag katapultierte sie sich in der Weltrangliste auf Rang 40 vor. In Sofia greift Bernadette Graf bei ihrer neunten EM-Teilnahme bereits nach der sechsten Medaille.
Die unmittelbare Wettkampfvorbereitung gestaltete sich diesmal ziemlich speziell: Seit zwei Wochen drückt die Tirolerin in Graz die Schulbank – absolviert eine Polizei-Ausbildung. Noch am Sonntag fliegt sie zurück nach Österreich, Montagfrüh gehen die Kurse weiter. „Es ist ganz schön anstrengend und ungewohnt für mich, mehr als 8 Stunden pro Tag im Klassenzimmer zu sitzen. Aber es macht richtig viel Spaß“, meint Bernadette Graf. Die sportlichen Erwartungen für Samstag sind gedämpft: „Ich bin beim Grand-Slam in Antalya sehr gut damit gefahren, mich vorher nicht selbst unter Druck zu setzen. Ähnlich werde ich es in Sofia halten.“
Die wichtigsten Zahlen und Fakten zur EM in Sofia 2022:
- Für die Judo-Europameisterschaft in Sofia sind insgesamt 362 Judoka aus 40 Nationen angesagt.
- Die größten Delegationen stellen Gastgeber Bulgarien, Mixed-Team-Olympiasieger Frankreich, Italien und Spanien mit der Maximalzahl von 18 AthletInnen (je 9 Frauen und Männer). Die Ukraine ist mit 15 Judoka vertreten. AthletInnen aus Russland und Belarus sind nicht mit dabei.
- Österreich bietet folgendes Team auf, Frauen (6): Jacqueline Springer (-48/Vienna Samurai/W), Katharina Tanzer (-48/SU Noricum Leibnitz/ST), Lisa Grabner (-57/JC Wimpassing/NÖ), Magdalena Krssakova (-63/JC Sirvan/W), Bernadette Graf (-70/JZ Innsbruck/T), Michaela Polleres (-70/JC Wimpassing/NÖ); Männer (4): Daniel Leutgeb (-60/LZ Multikraft Wels/OÖ), Shamil Borchashvili (-81/LZ Multikraft Wels/OÖ), Wachid Borchashvili (-90/LZ Multikraft Wels/OÖ), Daniel Allerstorfer (+100/UJZ Mühlviertel/OÖ). Am Freitag, dem 1. Wettkampf sind mit Springer, Tanzer, Grabner und Leitgeb insgesamt vier rot-weiß-rote AthletInnen im Einsatz.
- Drei ÖJV-StarterInnen sind gesetzt: Michaela Polleres ist in der Kategorie bis 70 kg hinter Weltmeisterin Barbara Matic (CRO) und der Weltranglisten-Zweiten Sanne Van Dijke (NED) als Nummer drei gereiht. Die 24-jährige Niederösterreicherin, Olympia-Silbermedaillengewinnerin, konnte bei den Spielen in Tokio sowohl Matic als auch Van Dijke bezwingen. Magdalena Krssakova ist bis 63 kg die Nummer 4 des Turniers. Top-gesetzt ist die Britin Lucy Renshall. Besonders stark präsentiert sich die Kategorie bis 81 kg. Unter den 38 Startern finden sich nicht weniger als sechs Top-10-Athleten, darunter mit Matthias Casse (BEL), Tato Grigalashvili (GEO) und Vedat Albayrak (TUR) die ersten 3 der Weltrangliste. Shamil Borchashvili ist als Nummer 6 gesetzt. Insgesamt stehen in Sofia 7 Weltranglisten-Leader und 22 Top-3-AthletInnen am Start.
- Lisa Grabner (-57), Jacqueline Springer (-48) und Daniel Leutgeb (-60) feiern in Sofia ihr EM-Debüt.
- Österreich hat seit 2013 bei jeder EM mindestens eine Medaille (2013, 2018 und 2019 jeweils 2) geholt. Der letzte EM-Titel in Rot-weiß-rot gelang 2011 (Sabrina Filzmoser, -57, Istanbul/TUR). Seit Headcoach Yvonne Bönisch per 1.1.2021 das Amt übernahm gab’s bei jedem Großereignis eine Medaille (Bronze im April 2021 bei der EM in Lissabon durch Bernadette Graf/-78, Bronze bei der WM 2021 im Juni in Budapest durch Michaela Polleres/-70 und je einmal Olympia-Silber (Michaela Polleres/-70) und -Bronze (Shamil Borchashvili/-81) bei den Olympischen Spielen in Tokio im Juli 2021.
- Weitere Saison-Höhepunkte 2022: Mit dem Grand-Slam in Ulaanbaatar/Mongolei Ende Juni beginnt die Olympia-Qualifikation für Paris 2024, von 6. bis 13. Oktober steigt in Taschkent (UZB) die WM.