Auf die österreichischen Judo-Asse warten spannende 13 Wochen mit nicht weniger als drei Großereignissen und 7.119 Flugmeilen: In sechs Tagen, ab nächsten Donnerstag, steht in Zagreb (CRO, 25. – 28.04.) die Europameisterschaft auf dem Programm. In genau einem Monat beginnt in Abu Dhabi (UAE, 19. – 24.05.) die Weltmeisterschaft. Den Schlusspunkt und absoluten Jahreshöhepunkt bilden die Olympischen Spiele in Paris (FRA, 26.07. – 11.08, Judo-Turnier: 27.07. – 03.08.).
Österreich wird bei der EM mit 17 Judoka (davon zwei nur im Mixed-Team) vertreten sein. Michaela Polleres (-70/JC Sparkasse Wimpassing/NÖ), Nr. 5 im Olympia-Ranking und in der IJF-Weltrangliste, verzichtet aus taktischen Gründen auf die EM, bereitet sich stattdessen schon intensiv auf Paris vor. Thomas Scharfetter (-90/ESV Sanjindo Bischofshofen/S – Handverletzung) und Aaron Fara (-100/JC Sparkasse Wimpassing/NÖ – Knieverletzung) mussten kurzfristig absagen.
Mit Lubjana Piovesana (-63/LZ Hohenems/V/7) und Shamil Borchashvili (-81/LZ Multikraft Wels/OÖ/3) sind zwei ÖJV-Akteure gesetzt. „Beide gehören zum engsten Kreis der Medaillenanwärter:innen. Für beide wäre es die erste EM-Medaille ihrer Karriere. Shamil hat bei Olympia und bei der WM jeweils schon Bronze geholt, ihm fehlt in seiner Medaillensammlung nur mehr diese EM-Einzelmedaille. Beide stehen hoch im Kurs“, betont ÖJV-Headcoach Yvonne Snir-Bönisch, um noch im gleichen Atemzug hinzuzufügen: „Alle Top-Asse befinden sich im Aufbau für die Sommerspiele. Die WM dient in diesem Jahr als eine Art Olympia-Generalprobe. Endgültig abgerechnet wird erst im August. Trotzdem bin ich guter Dinge, dass wir auch bei der EM schon mit zumindest einer Medaille zuschlagen werden.“
„Wir hoffen auf mindestens fünf ÖJV-Judoka in Paris, idealerweise schafft es auch das Mixed-Team. Im Moment wären wir für den Teambewerb als eine von 16 Nationen qualifiziert, u.a. mit Deutschland, Frankreich, Georgien, Japan und den Niederlanden. Das wäre ein Erfolg, den wir bei Amtsantritt von Yvonne Snir-Bönisch als Headcoach noch nicht für möglich gehalten haben“, meint Judo-Austria-Präsident Martin Poiger.
Olympia-Silbermedaillengewinnerin Michaela Polleres (-70/JC Sparkasse Wimpassing/NÖ) rangiert aktuell auf Rang fünf im Olympia-Ranking, der Startplatz in der Champ-de-Mars-Arena in Paris ist ihr längst sicher, auch ein Platz in der Setzliste (1 – 8) sollte sich locker ausgehen. „Ich lasse die EM in Zagreb Ende April aus, um mich ganz auf die Olympischen Spiele konzentrieren zu können. Die WM in Abu Dhabi Mitte Mai nehmen wir als Generalprobe mit… Vor Tokio 2021 hat das schon einmal funktioniert: Da habe ich in Budapest meine erste WM-Medaille gewonnen und zwei Monate später Olympia-Silber in Tokio. Ich freue mich auf Paris. Judo ist in Frankreich ein Nationalsport, die Stimmung in der Halle wird sicher sehr gut sein. Natürlich nehme ich mir wieder eine Medaille als Ziel vor. “
Für die bevorstehende EM in Zagreb besonders motiviert ist Olympia-Bronzemedaillengewinner Shamil Borchashvili: „Ich will mir diese fehlende EM-Einzelmedaille unbedingt in Zagreb holen, idealerweise in Gold. Das wäre ein weiterer Meilenstein in meiner Karriere!“ Seit 2011 in Istanbul (Sabrina Filzmoser/-57), seit 13 Jahren bzw. 4.753 Tagen, wartet der ÖJV auf einen heimischen EM-Titel. Yvonne Snir-Bönisch: „Wir haben seit meinem Amtsantritt im Jänner 2021 zwei Olympia- und drei WM-Medaillen geholt, dazu fünf Siege auf Grand-Slam-Niveau, aber nur eine EM-Medaille (Bernadette Graf, 2021 Lissabon, Bronze, – 78 kg). Natürlich wollen wir das ändern. Trotzdem geht Olympia vor.“ Wie gesagt, abgerechnet wird frühestens im August…
Zahlen und Fakten – Judo-Europameisterschaft Zagreb 2024:
- 437 Judoka aus 47 Nationen werden für die 72. Auflage der Judo-Europameisterschaft in Zagreb erwartet. Es ist die EM-Premiere für Kroatien (in der allgemeinen Klasse). Zum Vergleich: An der EM 2023 in Montpellier nahmen 386 Aktive aus 46 Ländern teil. An den insgesamt vier Wettkampftagen stehen 14 Gewichtsklassen (je 7 pro Geschlecht) sowie der Mixed-Team-Bewerb auf dem Programm.
- Mit Deutschland, Frankreich, Italien, Gastgeber Kroatien, Niederlande, Serbien, Spanien und der Ukraine stellen nicht weniger als acht Nationen das Maximal-Kontingent von 18 Athlet:innen (je 9 Frauen, Männer).
- Nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ kann sich das Teilnehmer:innenfeld sehen lassen. In Zagreb mit dabei sind 5 Olympiasieger:innen, 7 Weltranglisten-Erste, 17 Weltmeister:innen, 25 Europameister:innen und 51 Athlet:innen aus den Top-10 der Weltrangliste.
- Die Olympia-Qualifikation für Paris läuft noch bis Mitte Juni. Die EM in Zagreb und die WM in Abu Dhabi zählen jeweils zu 100 Prozent. Der EM-Titel wird mit 700 Punkten belohnt, der Finaleinzug mit 490. Für Platz 3 gibt’s 350 Zähler zu holen.
- Mehr als 20 TV-Stationen sind angesagt. Pro Tag sind bis zu 10 Kameras auf den drei Matten im Einsatz.
- Insgesamt 17.000 Mahlzeiten werden an den vier Wettkampftagen in der Halle bzw. in den Teamhotels zubereitet.
- Für die reibungslose Organisation sollen 433 bezahlte Mitarbeiter:innen und 30 freiwillige Helfer:innen verantwortlich zeichnen.
- Gut 300 Kilometer Kabel werden in der Halle für die EM verlegt.
- Österreich ist in Zagreb mit 15 Judoka (7 Frauen, 8 Männer) in 11 Gewichtsklassen vertreten. Dazu werden Verena Hiden und Bernd Fasching für den Mixed-Team-Bewerb (28.04) eingeflogen.
- Mit Lubjana Piovesana (-63/LZ Hohenems/V/Nummer 7) und Shamil Borchashvili (-81/LZ Multikraft Wels/OÖ)/3) sind zwei ÖJV-Athlet:innen gesetzt.
- Judo Austria hat seit 2011, seit dem letzten EM-Titel in Istanbul durch Sabrina Filzmoser (-57), insgesamt 10 Medaillen gewonnen. Die letzte rot-weiß-rote Medaille datiert aus dem Jahre 2021 (Lissabon: 3. Bernadette Graf/-78). Bei den letzten zwei EM-Auflagen in Sofia (2022) und Montpellier (2023) waren jeweils ein fünfter Platz durch Michaela Polleres (-70/2022) und Wachid Borchashvili (-81/2023) die größte Ausbeute.
- Fünf ÖJV-Athlet:innen – Carina Klaus-Sternwieser (-52/Askö Reichraming/OÖ), Laura Kallinger (-57/Judoring/W), Vache Adamyan (-60/UJZ Mühlviertel/OÖ), Marcus Auer (-66/JC Premstätten/ST) und Bernd Fasching (-81/M&R Galaxy Judo Tigers/W – nur Mixed-Team) feiern in Zagreb ihre EM-Premiere. Die erfahrenste Österreicherin ist Magdalena Krssakova (-63/JC Sirvan/W) mit der bereits 7. EM-Teilnahme. 2020 in Prag gewann die 30-Jährige EM-Silber.
- Der Judo-Austria-EM-Kader im Detail, Frauen (7), – 48 kg: Katharina Tanzer (SU Noricum Leibnitz/ST); – 52: Carina Klaus-Sternwieser (Askö Reichraming/OÖ); – 57: Lisa Grabner (JC Sparkasse Wimpassing/NÖ), Laura Kallinger (Judoring/W); – 63: Magdalena Krssakova (JC Sirvan/W), Lubjana Piovesana (LZ Hohenems/7); + 78: Maria Höllwart (ESV Sanjindo Bischofshofen/S); Männer (8), – 60: Vache Adamyan (UJZ Mühlviertel/OÖ); – 66: Marcus Auer (JC Premstätten/ST), – 73: Samuel Gaßner (UJZ Mühlviertel/OÖ), Lukas Reiter (JC Sparkasse Wimpassing/NÖ); – 81: Shamil und Wachid Borchashvili (LZ Multikraft Wels/OÖ, Shamil als Nr. 3 gesetzt); – 100: Laurin Böhler (LZ Hohenems/V); +100: Movli Borchashvilli (M&R Galaxy Judo Tigers/W). Nur für den Mixed-Team-Bewerb nominiert: Verena Hiden (-57/SU Noricum Leibnitz/ST); Bernd Fasching (-81/M&R Galaxy Judo Tigers/W). Teamleiter: Sportdirektor Markus Moser; Coaches: Yvonne Snir-Bönisch, Jaromir Jezek, Amjad Karimyan, Robert Krawczyk; Physiotherapeutinnen: Corinna Kasper, Bianca Zauner.