1. Oktober 2025

Sport als Zukunftschance

Dienstagabend wurde das Zukunftsforum in Ramsau mit dem Sportgipfel – live auf ORFSport+ – eingeläutet. Thema: Mehr als Bewegung: Warum Sport ein Schlüssel für Österreichs Zukunft ist! Judo-Austria-Präsident Martin Poiger zählte – u.a. neben Ex-Ski-Weltmeisterin Nici Schmidhofer, Sport-Austria-Präsident Hans Niessl, Sporthilfe-Geschäftsführer Gernot Uhlir, ÖTV-Präsident Martin Ohneberg und dem norwegischen Wirtschaftsphilosophen Anders Indset – zu den geladenen Gästen. JUDO AUSTRIA bringt nachstehend einen Auszug der relevantesten Wortmeldungen.

Judo-Austria-Präsident Martin Poiger: „Es geht in erster Linie darum, als Sport gemeinsam an einem Strang zu ziehen, statt zu jammern oder zu kritisieren. Besonders wichtig: Der Breiten- und Spitzensport sollten sich nicht gegeneinander ausspielen. Wer Medaillen bei Olympischen Spielen gewinnen will, der braucht nicht nur Top-Asse, die sich zu 100 Prozent ihrem Sport verschreiben, sondern auch die entsprechende Breite im Nachwuchs. Je breiter die Pyramide, desto eher wirst du auch im Leistungssport reüsssieren.

Unsere Mitglieder sind größteneils Kinder und Jugendliche. Der Leitsatz lautet: Wir wollen Trainer, Funktionäre animieren, auf Eigeninitiative zu setzen, sprich mehr Kurse anzubieten, neue Vereine zu gründen, möglichst innovativ zu sein, wenn’s um Trainings- oder Wettkampf-Formate geht. Je jünger die Sportler:innen, desto mehr sollte Spaß an der Bewegung und der faire, respektvolle Umgang mit den Trainingspartner:innen im Vordergrund stehen.“

Sport-Austria-Präsident Hans Niessl: „In den 2000-er-Jahren wurde der Fehler gemacht, den Turnunterricht zu kürzen. Jetzt bekommen wir die Rechnung präsentiert: Bewegungsmangel verursacht Kosten von 2,4 Milliarden Euro pro Jahr. 62 Prozent der Erwachsenen und 85 Prozent der Jugendlichen sind betroffen. Seit 10 Jahren diskutieren wir mit der Regierung die tägliche Bewegungseinheit in den Schulen, aber die Umsetzung läuft viel zu langsam. Dabei zahlt sich die Rechnung aus: Jeder Euro, der in Sport investiert wird, bringt dem Staat fünf Euro. Nur zum Vergleich: In Schweden wird 3 x so viel in Sport investiert wie bei uns. Das wollen wir ändern!“

Ex-Super-G-Weltmeisterin Nici Schmidhofer: „Nur wer aktiv daran arbeitet, Sport in seinen Alltag zu integrieren, der wird auch im Alter entsprechend gesund sein. Und ehrlich gesagt: Ich bin eigentlich gar kein großer Fan der täglichen, einstündigen Sport-Einheit: Wennst da das Umziehen vor und nach dem Training mitrechnest, bleibt netto nur eine halbe Stunde für aktive Bewegung – das ist nur bedingt sinnvoll. Zwei Stunden wären viel besser – das ist meine persönliche Meinung. In der Steiermark haben wir 2023 ein Sportprojekt – unter dem Titel: Bewegungsrevolution – lanciert, wo wir versuchen, Familien und Einzelpersonen zur Bewegung zu animieren. Studien zeigen, dass bereits 150 Minuten Aktivität in der Woche, wie Garten- und Hausarbeit oder Treppensteigen, das Sterberisiko signifikant (um 10 Prozent) senken können. 30 Minuten Gehen am Tag verringert das Risiko kardialer Erkrankungen um 19 Prozent. Und ein aktiver Alltag führt auch dazu, dass wir uns wohler fühlen. Die Bewegungsrevolution wird in der Steiermark sehr gut angenommen.“

ÖTV-Präsident und Unternehmer Martin Ohneberg: „Es braucht eine gezielte Strategie, damit Wirtschaft, Technologie und Sport an einem Strang ziehen, gemeinsam die Entwicklung vorantreiben und die Bevölkerung damit zu einem sportlicheren, gesünderen Leben animieren. Skandinavische Länder und die USA machen das seit vielen Jahren sehr erfolgreich vor, wie solche Kooperationen funktionieren, aber bei uns kapiert man das nicht. Dabei würde sich das auf Dauer mehr als rechnen.“

Sporthilfe-Geschäftsführer Gernot Uhlir: „Wir fördern seit 54 Jahren zwischen 280 und 300 Sportler. Im Schnitt brauchen Athlet:innen sieben, acht Jahre, bis sie auf internationaler Ebene Medaillen gewinnen können. Wir gehen regelmäßig mit den Top-Assen in die Schulen, um Kinder und Jugendliche zu begeistern und sehen, dass sich der Nachwuchs sehr wohl noch von Vorbildern begeistern und animieren lässt. Aber das Angebot fehlt. Und ich persönlich, als dreifacher Familien-Vater, kann nicht nachvollziehen, warum wir nicht rigoroser gegen Handy-Nutzung in den Schulen vorgehen. Wenn du Kindern das Handy für drei Wochen wegnimmst, haben sie Entzugserscheinungen – das hat eine ORF-Dokuserie zuletzt eindrucksvoll dokumentiert. Dagegen müssen wir ankämpfen.“

Wirtschaftsphilosoph Anders Indset: „Technisch sind wir heutzutage besser, deshalb auch die nicht endenwollende Rekordflut, aber die Gesellschaft ist eine andere. Wenn ich mich in Ramsau umschaue, dann sehe ich tolle Sportanlagen, aber kaum Menschen, die sie nutzen. Unser Bestreben muss sein, in unserer Gesellschaft die positiven Werte der Leistungsgesellschaft herauszustreichen. Es geht um Aktivität, um Exzellenz, nicht darum, seinen Gegner zu vernichten.“


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