Die gute Nachricht: Österreich scheint bei der WM in Budapest erstmals seit 11 Jahren wieder im Medaillenspiegel auf – mit der Bronzemedaille von Michaela Polleres (-70 kg). Die weniger gute: Die anderen 7 Judoka blieben unplatziert. Eine Bilanz von ÖJV-Headcoach Yvonne Bönisch.
Die Superschwergewichtler schafften keine Platzierung mehr. Wie sieht Deine Bilanz vom 7. und letzten (Einzel-) Wettkampftag aus?
Yvonne Bönisch: „Wir sind schon enttäuscht. Beide haben in ihren Dritt-Runden-Kämpfen mögliche Chancen liegen lassen. Daniel Allerstorfer war gegen Mitfavorit Gela Zaalishvili der bessere Kämpfer, er hätte den Georgier mit aller Ruhe zum 3. Shido zwingen können. Die Sensation war greifbar, aber am Ende fehlte Daniel ein bisschen das Selbstvertrauen, er hat voreilig gehandelt und wurde prompt bestraft. Bei Stephan Hegyi war die klare Anordnung: Den Griff immer mit zwei Händen absichern. Nach 35 Sekunden war er kurz mit einer Hand inaktiv, das hat leider der Ukrainer Khammo sofort zum Ippon genützt. Auch diese Niederlage wäre vermeidbar gewesen. Stephan muss die WM schnell abhaken, sich jetzt voll auf Tokio und die Olympischen Spiele konzentrieren. Wir werden sehr intensiv am taktischen Feinschliff arbeiten.“
Österreich tritt im Mixed-Team-Bewerb am Sonntag nicht mehr an. Wie fällt Dein Gesamt-Resümee der Titelkämpfe in Budapest aus?
Bönisch: „Natürlich bin ich erleichtert und zufrieden, dass Österreich erstmals seit 2010 wieder angeschrieben hat. Das ist für mich ein sehr guter Einstand, gibt uns als Verband auch Hoffnung für die Olympischen Spiele in Tokio. Dieser Erfolg ist definitiv Teamarbeit vom gesamten Trainer- und Betreuerstab, den Heimtrainer Adi Zeltner (von Michaela Polleres) nicht zu vergessen. Andererseits hatten wir auch sieben weitere Judoka bei der WM. Da hätten wir uns zumindest eine weitere Top-7-Platzierung erhofft. Da wäre definitiv mehr möglich gewesen. Darauf werden wir in den verbleibenden sechs Wochen bis zu den Olympischen Spielen in Tokio gesteigerten Wert legen!“
Stichwort Tokio – mit welchen Erwartungen gehst Du in die finalen Vorbereitungen?
Bönisch: „Michaela wird unter den Top-5 gesetzt sein. Wichtig: Dass wir ihr nicht zuviel Druck aufbürden. Sie soll sich in aller Ruhe auf ihr Olympia-Debüt vorbereiten. Mit ihrer Form von Budapest ist sie bei Olympia in jedem Fall voll konkurrenzfähig im Kampf um die Medaillen. Auch wenn die anderen hier in Budapest teils unter Wert geschlagen wurden: Wir fahren mit ein paar Top-Leuten nach Tokio – da haben definitiv einige echte Chancen auf Top-Platzierungen bzw. Medaillen. Darauf bauen wir. Die TeilnehmerInnen-Felder sind bei Olympia klein. Da kann man sich sehr spezifisch auf alle potenziellen GegnerInnen vorbereiten. Das werden wir tun. In der Vorbereitung absolvieren wir noch zwei Olympia-Trainingslager in der Slowakei und in Kroatien. Wir werden in sehr guter Verfassung in den Flieger nach Tokio steigen!“