15. November 2010

Ludwig Paischer im Gespräch

Die Bundesliga hat ihren Meister und das tolle Final4 in Niederwaldkichen ist Vergangenheit. Bevor er am kommenden Wochenende bei den Scheichs in Abu Dhabi wieder Österreichs Fahnen vertritt, sprach ich mit Ludwig Paischer nochmals über die Liga und einiges mehr …   (Fotos: Schad, KOB, Fidler)

Nochmals herzliche Gratulation zum Meistertitel. Ist der 6. Titel in Folge auch für dich etwas besonderes?
Natürlich, jeder Titel mit der Mannschaft ist etwas besonderes, weil man auch als Topkämpfer nicht mehr als max. 2 Punkte beisteuern kann und deswegen auch auf Siege der Mannschaftskameraden angewiesen ist. Ich glaube ein ganz wichtiger Baustein zum erneuten Titelgewinn war, dass bei uns nicht nur 7 starke Individualisten, sondern eine Mannschaft voller Freunde auf der Matte stand.

Euer Team kam heuer nur als Viertplatzierter zum Final4. Warum konnte man sich gerade am Finaltag so steigern?
Leider ist der Grunddurchgang aufgrund von Terminkollisionen und Verletzungen für uns nicht immer optimal verlaufen. Man hat aber schon gegen Ende des Grunddurchganges gemerkt, dass die Mannschaft an wichtigen Tagen zusammenhält und Topleistungen (Vorrunde gegen UJZ Mühlviertel) abrufen kann. Weiters hat die schwierige Phase die Mannschaft noch näher zusammengerückt, da jeder ein wichtiger Baustein zum Erreichen des Final4 war.
Trotz aller Probleme wussten wir aber immer, dass wir in Topbesetzung jede österreichische Mannschaft schlagen können. Entscheidend waren aber die Wochen vor dem Finaltag. Die gesamte Mannschaft hat hervorragend trainiert und sich extrem konzentriert für's Final4 vorbereitet.
Am Finaltag selbst merkte ich schon bei der Abfahrt in Strasswalchen, dass jeder einzelne fokusiert und motiviert war, den Titel wieder nach Strasswalchen zu holen. Genauso konzentriert ging dann die Mannschaft den ganzen Tag in die Kämpfe und bot herrvoragendes Judo!

Finalgegner Mühlviertel holte gegen dich den Spitzenmann Esimbetov aus Usbekistan. In der Vorrunde hat er dich einmal schlagen können, am vorigen Samstag nicht. Hast Du Dich auf ihn vorbereitet oder wie siehst Du die beiden Kämpfe gegen ihn?
Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich mich schon wieder wesentlich fitter fühle als Anfang Oktober in der Vorrunde. Ich kam nach einer sehr langen und kräfteraubenden Saison kurz zuvor vom Urlaub nach Hause und hatte noch nicht wirklich viel trainiert.
Ich habe mich dieses Mal gut auf das Final4 vorbereitet, standen mir doch mit Burjan (Ungarn) und Esimbetov (Usbekistan) zwei Spitzenleute gegenüber. Weiters war mir auch bewusst, dass der Start in beide Begegnungen sehr wichtig war. Dementsprechend war ich "mental" auf diese wichtigen Kämpfe eingestellt und habe meiner Meinung nach auch eine sehr gute Leistung gebracht. Ich bin froh, dass ich unserer Mannschaft mit meinen Siegen einen positiven Ruck geben konnte und wir am Ende den Titel wieder souverän verteidigen konnten.

Es ist vielen aufgefallen, dass sich vor deinen  Kämpfen immer  dasselbe Zeremoniell mit deinem Trainer Gerhard  Dorfinger abspielt. Ist das Abklopfen und dir in den Kimono helfen Aberglaube?
Nein, das ist nur ein Ritual in der Liga und hat mit Aberglaube absolut nichts zu tun. Ich muss nämlich auch ohne dieses Ritual gute Leistung bringen. Es dient nur dazu, mich auf den Kampf einzustimmen und meine ganze Konzentration auf den Kampf zu legen. Es ist wichtig, neben den ganzen "Nebenjobs" während einer Ligarunde schnell wieder umzuschalten und mich auf meine "Hauptaufgabe"  (Punkte für die Mannschaft zu holen) zu konzentrieren.

Wie haben die Flachgauer gefeiert?
Wir haben nach der Siegerehrung noch gemeinsam in Niederwaldkirchen gegessen. Leider sind wir erst sehr spät wieder nach Strasswalchen zurückgekommen und haben dadurch nicht mehr wirklich viel gefeiert. Die gesamte Mannschaft hat sich dann am Mittwoch Abend (nach dem Training :-)) mit den Vereinsverantwortlichen zu einem gemütlichen Abendessen getroffen.

Die Vergabe des Final4 nach Niederwaldkirchen wurde von einigen  kritisiert. Was sagst du zum Ablauf und zur Durchführung der Veranstaltung?
Aufgrund der kleinen Halle wurde der Austragungsort von einigen im Vorfeld bemängelt. Trotz aller "Probleme" ist es dem Organisationsteam gelungen ein Judofest zu veranstalten. Ich möchte mich auf diesem Weg beim Veranstalter noch einmal recht herzlich für die gute Veranstaltung bedanken. Es hat uns Kämpfern wirklich sehr viel Spass gemacht, bei dieser tollen Stimmung zu kämpfen. Einziges kleines Manko: die Mattenfläche war mit 7x7m nicht wirklich groß und im Gegensatz zu internationalen Veranstaltungen (8x8m) sehr ungewohnt.

Um auch bei schwierigsten Situationen eine sichere Wertung zu geben wurde erstmals der international bereits übliche Videobeweis herangezogen. Wie stehst Du dazu?
Ich glaube es war eine sehr gute Idee den Videobeweis zu verwenden und an die Spitze der Kommission einen weltweit anerkannten Fachmann zu setzen. Die ganze Veranstaltung ging sehr fair und ohne grobe Fehlentscheidungen über die Bühne.

Manchen Vereinen wäre eine Bundesliga ohne Final4 lieber. Was für eine Austragungsform hältst Du für besser?
Nachdem ich schon einige Jahre in der Bundesliga kämpfe und schon viele verschiedene "Entscheidungssysteme" gekämpft habe, bin ich der Meinung: das Final4 ist ein MUSS!!!!
Es würde der gesamten Bundesliga die Spannung gegen Ende der Saison nehmen. Weiters würde dem Judosport jedes Jahr ein Topevent verloren gehen. Außerdem darf man das Zuschauer- und Medieninteresse im Vorfeld, während und nach dem Final4 nicht vergessen. Deswegen glaube ich, dass es für die Entwicklung des Judosports in Österreich nicht sinnvoll wäre, auf solch eine Veranstaltung zu verzichten.

Sollte Deiner Meinung nach immer der Meister das Finale durchführen oder sollte gewechselt werden?
JA, ich finde es ist ein schöner Bonus, wenn man sich die Durchführung des nächsten Final4 selbst erkämpfen kann. Der Meister sollte jedoch rechtzeitig bekanntgeben, ob er das Recht das Final4 zu veranstalten auch wahrnimmt.

In beiden Bundesligen werden über 200 Kämpfer eingesetzt. Der Niveauunterschied ist dementsprechend groß. Ist die Liga für Dich persönlich noch wichtig?  
Es wird bei über 200 eingesetzten Kämpfern immer einen Niveauunterschied geben. Trotzdem glaube ich, dass jedes Team in der Bundesliga die Möglichkeit hatte zu gewinnen. Erfreulich und wichtig finde ich, dass beide Ligen wieder einen Aufschwung (Anzahl der Teilnehmer) erlebt haben und es dadurch wieder Ligamannschaften in vielen österreichischen Bundesländern gibt.
Natürlich ist die Liga für die international engagierten Kämpfer manchmal sehr mühsam, aber wenn es im Final4 um den Titel geht, ist sie für jeden Kämpfer wichtig. Denn jede Mannschaft tritt an, um am Ende der Saison sein Mannschaftsziel zu erreichen.

Du bist nun schon über einen sehr langen Zeitraum Weltklasse und natürlich Österreichs Aushängeschild. Wie sieht ein durchschnittlicher Trainingstag bei Ludwig Paischer aus?  
Ein durchschnittlicher Trainingstag beginnt bei mir um 9.00 mit einer Krafteinheit. Am Nachmittag gehe ich meistens laufen, bevor es am Abend dann ins Judotraining geht.

Was steht heuer für dich noch auf dem Programm?
Für mich geht es kommendes Wochenende schon wieder zum Grand Prix nach Abu Dhabi. Danach bin ich noch kurz zu Hause, bevor ich zum Trainieren und für den Grand Slam nach Tokio fliege. Am 18.12 geht's dann rechtzeitig vor Weihnachten wieder nach Hause.

Wir wünschen Dir alles Gute für deine künftigen Vorhaben und freuen uns auf viele Einsätze von Dir in der Bundesligasaison 2011!

 


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