15. Juni 2021

Mission Olympia

Die offizielle Bestätigung steht noch aus: Die Internationale Judo Föderation (IJHF) wird erst in den nächsten Tagen die Olympia-Qualifikationsranglisten offiziell veröffentlichen. Vergangenen Sonntag, mit dem letzten Tag der Weltmeisterschaft in Budapest, ist die Qualifikationsfrist für die Sommerspiele in Tokio endgültig abgelaufen. 386 Judoka aus mehr als 130 Nationen werden an den 15 Medaillen-Entscheidungen im Judo-Tempel Nippon Budokan teilnehmen. Darunter auch 6 ÖsterreicherInnen. Magdalena Krssakova (-63 kg), Michaela Polleres (-70), Bernadette Graf (-78), Shamil Borchashvili (-81) und Stephan Hegyi (+100) holten sich jeweils einen der 18 Fixplätze pro Gewichtsklasse. Die dreifache Olympia-Teilnehmerin Sabrina Filzmoser (-57) sicherte sich einen europäischen Quotenplatz und komplettiert das Judo-Austria-Olympia-Team.

„In Rio hatten wir fünf StarterInnen – das war unsere Mindestanforderung. Jetzt sind es sechs geworden. Damit können wir zufrieden sein. Judo ist eine Weltsportart. Mehr als 130 Nationen sind im Nippon Budokan im Einsatz“, bestätigt ÖJV-Präsident Martin Poiger.

„Man könnte die Zahl verschweigen, aber das ist nicht unsere Art“, meint Sportdirektor Markus Moser. „Wir kommunizieren offen unsere Erwartungen. Wir haben letzte Woche durch Michaela Polleres die erste WM-Medaille für den ÖJV seit 2010 gewonnen, wir wollen auch bei den Olympischen Spielen in Tokio im Medaillenspiegel anschreiben. Das ist das erklärte Ziel.“

Nicht weniger als 4.735 Tage werden am 26. Juli 2021 vergangen sein, wenn Sabrina Filzmoser (-57 kg) als erste Österreicherin die olympische Judo-Matte im Kampfsporttempel Nippon Budokan (bereits 1964 Schauplatz der olympischen Judo-Bewerbe) betritt. Vor knapp 13 Jahren, exakt am 9. August 2008, gewann Ludwig Paischer in der Kategorie bis 60 kg Olympia-Silber und zugleich die letzte Judo-Medaille für Österreich. Seither blieben zwei fünfte und zwei siebente Ränge die ganze Ausbeute. „Wir haben letzten Herbst den vakanten Headcoach-Job neu ausgeschrieben, um diese Medaillenlosigkeit möglichst nachhaltig zu beenden. Der Österreichische Judoverband hat das erklärte Ziel, bei Großereignissen regelmäßig für Top-3-Platzierungen zu sorgen. Olympiasiegerin Yvonne Bönisch macht daraus kein Geheimnis“, sagt ÖJV-Präsident Martin Poiger.

„Wir haben einige Granaten, die in Tokio für Medaillen gut sind. Nicht nur Michaela Polleres, die als Nummer 5 gesetzt sein wird. Bernadette Graf war in Rio Olympia-Fünfte, sie hat zuletzt in Lissabon EM-Bronze geholt. Magdalena Krssakova wurde in Prag Vize-Europameisterin, sie hat auch heuer schon zwei Top-Resultate erreicht. Diese Liste ließe sich fortsetzen: Wir können in jedem Fall selbstbewusst nach Tokio reisen. Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung, werden auch in den nächsten 6 Wochen noch ideale Bedingungen vorfinden“, betont ÖJV-Headcoach Yvonne Bönisch. „Dass daraus keine Medaillen-Garantie abzuleiten ist, wissen wir. Aber ohne ehrgeizige Ziele werden wir uns sportlich nicht weiterentwickeln. Wir wollen unser Glück erzwingen.“

Frauen (4):

-57 kg: Sabrina Filzmoser (LZ Multikraft Wels/Oberösterreich), 41 Jahre (12.06.1980), im Spitzensport-Kader der Polizei, Weltranglisten-Position: 31 (1.985 Punkte – mit Europa-Quotenplatz qualifiziert), 4. Olympia-Teilnahme  (7. in London 2012, in Peking 2008 und Rio 2016 unplatziert), 12 WM-Teilnahmen, WM-Dritte Tokio/JPN 2010 und Kairo/EGY 2005, Europameisterin Istanbul/TUR 2011 und Lissabon/POR 2008, 2-fache Grand-Slam-Siegerin (Baku/ASE 2014, Moskau/RUS 2010), aktuelles Ergebnis: 7. Grand-Slam Antalya/TUR 2021;

-63 kg: Magdalena Krssakova (JC Sirvan/Wien), 27 (03.03.1994), Sportsoldatin, Weltranglisten-Platzierung: 16 (3.485), 1. Olympia-Teilnahme, Vize-Europameisterin Prag/CZE 2020, 3-fache Grand-Prix-Siegerin (Cancun/MEX 2018, Antalya/TUR 2018, Tiflis/GEO 2017), 3. mit AUT im Mixed-Team-Bewerb der European Games Minsk/BLR 2019, aktuelle Ergebnisse:3. Grand-Slam Tel Aviv/ISR 2021, 5. Masters Doha/QAT 2021, 7. Grand-Slam Budapest/HUN 2020;

-70 kg: Michaela Polleres (JC Wimpassing/Niederösterreich), 23 (15.07.1997), Sportsoldatin, Weltranglisten-Platzierung: 8 (5.478), 1. Olympia-Teilnahme – in Tokio als Nummer 5 gesetzt, aktuelle Ergebnisse: WM-Dritte Budapest/HUN 2021, 3. Grand-Slam Budapest/HUN 2020, WM-Fünfte Tokio/JPN 2019, 3. Mixed-Team-Bewerb European Games Minsk/BLR 2019, EM-Dritte Tel Aviv/ISR 2018, Bronze bei den Olympischen Jugendspielen Nanjing/CHN 2014;

-78 kg: Bernadette Graf (JZ Innsbruck/Tirol), 28 (25.06.1992), im Spitzensport-Kader der Polizei, Weltranglisten-Platzierung: 17 (3.578), 2. Olympia-Teilnahme (Fünfte in Rio 2016), 8 WM-Teilnahmen, WM-Fünfte Astana/KAZ 2015, 5 x EM-Bronze in Folge (davon 1 x im Team, zuletzt in Lissabon/POR 2021), 1-fache Grand-Slam-Siegerin (Moskau/RUS 2013), 5 Grand-Prix-Siege, aktuelle Ergebnisse: 3. EM Lissabon/PR 2021, 5. Grand-Slam Tiflis/GEO 2021, 7. Grand-Slam Düsseldorf/GER 2020.

Männer (2):

-81 kg: Shamil Borchashvili (LZ Multikraft Wels/OÖ), 26 (09.06.1995), Sportsoldat, Weltranglisten-Position: 22 (2.792), 1. Olympia-Teilnahme, 2 WM-Teilnahmen (Tokio 2019, Budapest 2021), EM-Dritter Mixed-Team European Games Minsk/BLR 2019, aktuelle Resultate: 2. Grand-Slam Tiflis/GEO 2021, 7. Masters Doha/QAT 2021;

+100 kg: Stephan Hegyi (S.C. Hakoah/W), 22 Jahre (25.07.1998), Sportsoldat, Weltranglisten-Platzierung: 19 (3.155), 1. Olympia-Teilnahme, 2 WM-Teilnahmen (Tokio 2019, Budapest 2021), EM-Dritter Mixed-Team und Einzel European Games Minsk/BLR 2019, Europameisterschafts-Bronzemedaillengewinner Tel Aviv/ISR 2018; aktuelle Ergebnisse: 3. Grand-Slam Antalya/TUR 2021, 7. Grand-Slam Tiflis/GEO 2021, 5. EM Prag 2020.

ÖJV-Headcoach Yvonne Bönisch, 40 Jahre, am 29.12.1980 in Ludwigsfelde bei Potsdam im Großraum Berlin geboren, als Aktive Olympiasiegerin 2004 (-57 kg), zweifache Vize-Weltmeisterin (Osaka/JAP 2003, Kairo/EGY 2005) und zweifache Vize-Europameisterin (Maribor 2002, Belgrad 2007) – damit bis heute die erfolgreichste deutsche weibliche Judoka der Geschichte; beendete am 11.9.2009 ihre sportliche Laufbahn, absolvierte in Köln eine Ausbildung zur Diplom-Trainerin, von 2009 bis 2012 Cheftrainerin beim UJKC Potsdam, von 2013 bis 2016 Landestrainerin in Brandenburg (wurde 2014 zur Judo-Trainerin des Jahres in Deutschland gewählt, Kategorie: Nachwuchs), die letzten vier Jahre Frauen-Nationaltrainerin in Israel, seit Anfang Jänner Headcoach für Österreichischen Judoverband (kümmert sich vorrangig mit Co-Trainer Hitoshi Kubo um Olympia- und Elite-Kader, steht 6-köpfigem ÖJV-Trainerteam vor – hauptverantwortlich für Frauen und Männer).

 

Für den ÖJV als BetreuerIn in Tokio dabei: Co-Trainer Hitoshi Kubo, Physiotherapeutin Corinna Kasper.

Eckdaten der finalen Vorbereitung:

22. – 26.6.: OTC (Olympic Training Camp) Samorin (SVK/bei Bratislava)

1. – 4.7.: OTC Porec (CRO)

5. – 13.7.: Unmittelbare Wettkampfvorbereitung im Bundesstützpunkt Linz

16.7.: Abflug nach Tokio/JPN

19.7.: erstes Training im Kodokan (Trainingshalle, die Wettkämpfe finden im Nippon Budokan statt, war schon 1964 Schauplatz der olympischen Judo-Bewerbe, Fassungsvermögen: 14.471 ZuschauerInnen, Höhe: 42 m)

ÖJV-Olympia-TeilnehmerInnen seit 2004 Athen/GRE:

Athen 2004 (2): Claudia Heill (-63 kg/Silber), Ludwig Paischer (-60/unplatziert)

Peking 2008 (3): Sabrina Filzmoser (-57/unplatziert), Claudia Heill (-63/Rang 5), Ludwig Paischer (-60/Silber)

London 2012 (3): Hilde Drexler (-63/unplatziert), Sabrina Filzmoser (-57/Rang 7), Ludwig Paischer (-60/unplatziert)

Rio 2016 (5): Bernadette Graf (-78/Rang 5), Kathrin Unterwurzacher (-63/Rang 7), Daniel Allerstorfer (+100/unplatziert), Ludwig Paischer (-60/unplatziert), Sabrina Filzmoser (-57/unplatziert)

Anzahl der Medaillen-Entscheidungen: 15 – 14 Gewichtsklassen (je 7 für Frauen, Männer), 1 Mixed-Team-Bewerb (AUT nicht qualifiziert)

Anzahl der TeilnehmerInnen: Insgesamt 386 Judoka (aus mehr als 130 Nationen) – 14 von Gastgeber Japan, 20 Einladungen, 176 Männer/176 Frauen – jeweils die Top-18 pro Gewichtsklasse plus 50 über die Kontinental-Quote (wie Sabrina Filzmoser). Zum Vergleich: in Rio waren es 390 Aktive (153 Frauen, 237 Männer)

Einsatztage der ÖsterreicherInnen:

Montag, 26.7., 3. (Judo-) Wettkampftag: Sabrina Filzmoser (-57 kg)

Dienstag, 27.7., 4. Wettkampftag: Magdalena Krssakova (-63), Shamil Borchashvili (-81)

Mittwoch, 28.7., 5. Wettkampftag: Michaela Polleres (-70/als Nummer 5 gesetzt)

Donnerstag, 29.7., 6. Wettkampftag: Bernadette Graf (-78)

Freitag, 30.7., 7. Wettkampftag: Stephan Hegyi (+100)

 


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